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Die Gruppen seh' ich, die in grünen Kränzen
Um all' die Edelhöfe Schatten streun;
Das blaue Dach, die weihen Wände glänzen.
Es lacht der Park im hellen Sonnenschein.
Nur dort hinüber an des Waldes Grenzen,
Da rcgnet's sanft; die Heerde zieht hinein.
So eben hat sic unterm Regenbogen
In Schutz des Laubdachs sich zurückgezogen.
Wie reizend mag, wo dort an beiden Seiten
Die Waldcoulisse über Hügel läuft,
Wo sonnig in der Ferne Nebel gleiten,
Der Hintergrund sich blau und blühend häuft,
Und auf der Landschaft holde Lieblichkeiten
Ein leichter Pcrlton duftig niederträust:
Wie reizend mag sich bei Orangenbäumen
Zm Pfarrhaus dort am Fenster stch'n und träumen!
Da liegt cs, unser Land! Von Alscns Hainen
Bis hin zu Pankcr's Höhen, eng und schinal,
Mit Segeln prangt sein Meer, die einzeln scheinen
Wie Flocken Schncc's auf dunkelblauem Stahl.
Entgleitend suchen sie der Häfen einen,
Die Schlei, die schönen Föhrdcn, den Kanal:
Dieß Band, geschürzt mit silbernen Gewinden
Die Herzogthüincr freundlich zu verbinden.
Doch wie auch liegt cs! Zu des Landes Füßen
Norddentschlands Ader mit der reichen Stadt,
Und rechts und links mit Wink und Auslandsgrüßen
Die blaue Seebahn. so bequem und glatt,
Mit Häfen, keinen Vortheil cinzubußen,
Für Schiffe, einerlei ob tief ob platt,
Ganz, daß sich Ost und West an seinen Stufen
Vermittelt finde, von Natur berufen.
Heil unserm Land! Springt auf, ihr goldnen Thore,
Und laßt des Segens Purpurwolke aus!
Weint, schöne Wolken! Ww im Engclchore
Weint Thränen Glücks herab auf jedes Haus!
Schon tröpfelt's, horch: im Wasser und im Rohre,
Und sanft im Walde flüstert ein Gesaus
So geisterhaft, gewiß, mein Land, die Stunden,
So lang' erhofft, sic werden bald gefunden!
G. Gardthauscn (Die Ostsee.)