Full text: Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen

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Die melodiereiche griechische Sprache ist die Sprache 
der Poesie; die bestimmte lateinische jene der Gesetzgebung; 
die französische ist die Sprache der Conversation; die reich¬ 
haltige, kraftvolle englische aber, wie ihre Mutter: bie d eut- 
sche ist die Sprache der reifen Vernunft und der erhabenen 
Gedankenfülle. Rotteck. 
Die Poesie hat die Menschen auf einem freundlichen Wege 
zur Gesittung geführt, die wilden Leidenschaften gebändigt, hohe 
Ahnungen geweckt, edle Gefühle genährt, und die ernsten Lehren 
der Weisheit und Tugend mit holder Stimme verkündigt. 
R ottcck. 
Erwartung und Erfüllung. 
Zn den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling; 
Still, auf gerettetem Kahn treibt in den Hafen der Greis. 
' Schiller. 
49. 
a. Bei der Natur ging der Mensch in die Schule, und 
ihr hat er alle nützlichen Künste des Lebens abgelernt. — Die 
Natur gibt auf Gottes Geheiß uns Sveis' und Trank, und 
erfüllet außerdem unser Herz mit Wohlgefallen. Gott lässet 
diesen Quell der reinsten irdischen Freuden fließen, und bereitet 
uns überdieß schon hier den Vorschmack des Himmels, dazu 
dereinst die Seligkeit. Gott ist mein Hort, und auf sein Wort 
soll meine Seele trauen. — Vieles wünscht sich der Mensch 
und doch bedarf er nur wenig. — Wer sowol das Gute des 
Schicksals dankbar genießt, als auch das Böse desselben zu sei¬ 
nem Besten benutzt, ist weise zu nennen. — Ewig bleib' dank¬ 
bar dem Vater sowol als der Mutter; weder die Liebe noch die 
Wohlthaten derselben kannst du vergelten. — 
Nicht viel Einkommen macht ein Haus reich, sondern eine 
verständige Wirthschaft. — Der Selbstsüchtige wird sich über 
kurz oder lang nicht nur verlassen sehen; auch die Verachtung 
seiner Mitmenschen wird ihn treffen. — Der Verschwender 
bringt sich nicht nur um sein Vermögen, sondern auch um die 
Achtung und Liebe seiner Mitmenschen. Der wahre Christ liebt 
nicht allein seine Freunde, sondern auch seine Feinde. Man 
muß nicht bloß versprechen, sondern auch halten, nicht bloß wol¬ 
len, sondern auch vollbringen. — Zoroaster und Moses, Alex-
	        
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