Full text: Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen

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wieder ein andermal ist es dieser oder jener Affect, was 
mich verblendet oder irre führet. Zuweilen ist cs auch 
nicht meine Schuld, daß mein Gewissen irret; cs ist eine 
unvermeidliche Unwissenheit, ein schuldloses Versehen. 
Allein mein Gewissen selbst sagt mir: ich soll bei jeder Ent¬ 
schließung/ die ich fasse, jedes Mal alle Umstände, so viel 
möglich, erwägen, und ich soll alle mögliche Mittel an¬ 
wenden, um von allem, was bei meinem Verhalten in 
Betrachtung gezogen zu werden verdient, richtige Begriffe 
und Kenntniße zu bekommen. Und also ist dieses eine der 
ersten und wichtigsten pflichten meines Lebens: daß 
ich dahin trachte, daß mein Gewissen richtig sey ; daß ich 
so wohl überhaupt, im allgemeine», als auch in jedem be¬ 
sondern Falle, in den ich komme, mich sorgfältig darum 
bekümmere, so sicher wie möglich zu erkennen, welches 
diejenige Art mich zu verhalten sey , die hier die Vernunft 
und ein wohl unterrichtetes Gewissen gutheißen könne; 
das ist, welches diejenige Art mich zu verhalten sey, von 
welcher mir GDTT selber, wenn Er persönlich mit 
mir redete, sagen würde, sie sey Seinem willen ge¬ 
mäß. 
Wer den Aussprüchen eines wohl unterrichteten Ge¬ 
wissens jedes Mal genau zu folgen beflissen ist, und also 
seine Pflicht gehörig in Acht nimmt, der ist rechtschas- 
fen und tugendhaft; wer dieß nicht thut, der ist 
ein schlechter Mensch und lasterhaft. Tugend mit 
Rlugheit verbunden, macht die wahre Weisheit aus; 
und 
Der zweite Fall?. — Der dritte? — Noch mehrere Ursachen? — 
Entliehen alle diese Fälle und Ursachen nicht aus eigener Schuld ? — 
Kann ich aber an einem solchen Irrthum zuweilen nicht auch ganz 
schuldlos seyn? — Wie entgeh ich aber diesem allem am beßten; 
und was chür einen Rath gibt mir mein Gewissen selbst dazu? — 
Welche Pflicht muß ich also, als eine der erflcn und wichtigsten 
meines Lebens anmerken? — Um was soll ich mich überhaupt und 
insbesondere sorgfältigst bekümmern? — Was heißt dieß mit andern 
Worten? — 
r. ,üurt' zufolge, ein rechtschaffener und tugend¬ 
hafter Mensch? — Und wer ein schlechter lasterhafter Menscht — 
Was macht die wahre Weisheit auö? —
	        
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