Full text: Vaterlandskunde, ein geographisches-geschichtliches Handbuch, zunächst für die Bewohner der Preußischen Rhein-Provinz

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einer Schuld von 23000 Goldgulden die Hälfte der Stadt an 
den Grafen Adolph von Kleve ab; 1449 fiel die andere Hälfte 
auch an Kleve und 1464 wurde dem Herzog von Kleve der 
Besitz von kanten bestätigt. 1598 eroberten und plünderten die 
Spanier die Stadt. 1614 wurde hier durch Vergleich der jülich- 
klevische Erbfolgekricg geschlichtet, und tit demselben Jahre die 
Stadt von den Spaniern erobert. 1638 schlugen die Bürger 
die die Stadt angreifenden Kaiserlichen zurück, und 1640 wurde 
sie von den Franzosen belagert. Bel den Anfängen des Christen¬ 
thums in hiesiger Gegend errichtete die Mutter Konstantins, Kai¬ 
serin Helena, 327 hier eine Basilika, die 1081 und 1109 nieder¬ 
brannte, nothdürftig hergestellt, 1165 neu aufgebaut und durch 
Erzbischof Remold eingeweiht wurde. Aus dieser Zeit stammen 
die Mauern und .Hallen der Thürme der Kollegiatkirche, jetzt 
Pfarrkirche, zu deren Bau man 100 Jahre gebrauchte. Bei der 
Erstürmung der Stadt durch die Herrn von Mors und Eickel 
1372 gerieth die Kirche in Brand. 1389 wurden die Thürme 
neu hergestellt; die übrige Kirche muß damals in gothischem 
Style neu erbaut worden sein. Sie ist mit schonen Gemälden 
von Johann von Kalkar, Bartolome de Bruyn (1533) ». a. 
aus der niederländischen Schule geziert, und hat mehrere Alter¬ 
thümer und Reliquien. Tanten hat außer dieser Kirche die St. 
Gereonskirche, 2 Kapellen und 1 ev. Kirche. Die Stadt mit 3000 
Einw., ist gut gebaut; die Wälle und alten Thore sind abgetra¬ 
gen. Sie ist der Sitz des bischöflichen Delegats des Bisthums 
Münster für den auf dem linken Rheinufer gelegenen Theil der 
Discese, eines Postamts, einer Salzfaktorei und eines Fricdens- 
gerichts; hat eine Rektoratschule, Tuch-, Kasimir-, Baumwoll-, 
Seidenband-, Strumpf-, Woll- und Hut-Manufakturen, 1 Baum¬ 
wollspinnerei, Lohgerbereien, Essig-, Oel- und Seifenfabriken, 3 
Kram- und Flachsmärkte. 
Es wurden in Tanten geboren: 1082 der hl. Norbertus, 
Sohn des Grafen Herbert voll Gennep, Stifter des Prämon- 
stratenser-Ordens, später Erzb. von Magdeburg. Gerd von der 
Schüren, im 15. Jahrh. Notar und Sekretair bei den Herzogen 
Adolph und Johann von Kleve, verfaßte eine Chronik der Gra¬ 
fen von Kleve und Mark. 
Es lebte hier der gelehrte Kanonikus Kornelius von Pauw 
(geb. zu Amsterdam), Verfasser mehrerer Schriften, Philosoph und 
Gesellschafter Friedrichs des Großen (f 1799). 
Auf dem l/2 Stunde von der Stadt entfernt gelegenen Für¬ 
sten- oder Dorstenberge, an welchem früher ein Cisterzienserklo-
	        
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