Metadata: Landeskunde des deutschen Reiches

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einen Häuserblock auf der Mitte des Platzes in 4 kleinere Verkaufs- 
platze geteilt. Der eine derselben, auf dem iu frühereu Jahr- 
Hunderten ritterliche Turuiere abgehalteu wurden, trägt den 
Namen „Paradeplatz". Ein anderer wird der „Wageplatz" 
genannt, da hier die schweren Kaufmannsgüter abgewogen wurden. 
Weiter treffen wir den „Naschmarkt" für allerlei Gemüse und 
Früchte und den „Hühnermarkt" für das Geflügel an. Auf anderen 
Plätzen wird die Wolle verkauft, Houig feilgehalten und Nutzvieh 
aufgetrieben. Au deu Marktfeiteu aber glänzen aus hohen Glas- 
scheibeu Gold- und Silberwareu, kostbare Leiuwaud- und Kleider- 
ftoffe, Leder- und Spielwaren uns entgegen. Käufer und Verkäufer 
treffen sich auf dem Ringe, Rollwagen führen Güter ab und zu, 
und geschäftige Hausfrauen handeln die Bedürfnisse der Küche ein. 
Aus dem Gewühle der Leute ragt das Denkmal Friedrichs des 
Großen auf, der im Jahre 1741 in dem Fürstensaale des Rat- 
Hauses den Schwur der Treue von den Städten Schlesiens 
entgegennahm. Das Rathaus selbst erhebt sich auf dem Markte 
als der ehrwürdigste Bau desselben. Es ist eiu gotisches Pracht- 
Haus aus dem 14. Jahrhunderte. Die hohen Giebel sind mit 
Erkern und Figuren reich geschmückt. An den Ecken des Lang- 
Hauses steigen spitze Türme auf. Eiu achteckiger Hauptturm aber 
überragt seine seitlichen Geuosseu und öffnet in einer Durchsicht 
uns deu Blick über das Häusermeer der Stadt (300 T.). Im 
Keller des Rathauses erfrischten sich früher die Herren des Rates 
am Weine. Jetzt sucht ihn arm und reich aus, um deu würzigen 
Saft der Gerste zu trinken. Da das beste Bier des Kellers 
früher von der Stadt Schweidnitz am Zobten geliefert wurde, so 
trägt er noch heute den volkstümlichen Nameu „Schweidnitzer 
Keller". Wie in Augsburg sehen wir auch am Markte zu Breslau 
die Vorderseite der Häuser mit Gemälden bedeckt. Das Gemälde 
des einen Hauses stellt die sieben Kurfürsten dar, die sich um einen 
Wahlkaiser scharen. Ebenso fällt uns ein zweites Hans auf, dessen 
Figurenreichtum an die sächsischen Kurfürsten erinnert, die iu dem 
Hause Herberge nahmen, wenn sie nach ihrem Königreiche Polen 
reisten. Von Breslau ans ist auch 1813 der Aufruf des Königs 
Friedrich Wilhelm III. an sein Volk zur Abschütteluug der frau- 
zöfifcheu Herrschaft ergangen. Hier sammelten sich die begeisterten 
Kämpfer zum Angriffe. Hier trafen die Feldherren Blücher und 
Gueiseuau zusammen. Hier wurde für die Tapfersten der Tapferu
	        
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