Hast heran, und Blücher konnte seinen 130,000 Mann nur
80,000 entgegenstellen. Am 16. Juni 1815, 3 Stunden nach
Mittag, begann bei Ligny die Schlacht. Sie war blutig;
bald hatten die Preußen, bald die Franzosen den Ort inne, hin
und her drängte der Kampf, der Ort ging in Flammen auf,
man kämpfte um die Trümmer. Endlich zog sich Blücher, nach¬
dem er vergeblich auf Verstärkung gewartet hatte, vor den fri¬
schen Schaaren, die Napoleon immer auf's Neue in den Kampf
führte, zurück. Fast wäre Blücher, der unter sein verwundetes
Pferd fiel, in dieser Schlacht in Feindes Hand gerathen, aber
Gott schützte sein theures Leben; die Feinde stürmten zweimal
über ihn her, ohne ihn zu erkennen, und er gelangte wieder zu
seinem Heere. Der Verlust der Preußen betrug 15 Kanonen
und 15,000 Mann an Todten und Verwundeten; nicht minder
war der Verlust der Feinde. Napoleon jubelte über den Sieg.
Am 18. Juni rückte er gegen Wellington, der sich mit seinen
Truppen bei Waterloo aufgestellt hatte. Von Morgens 10
Uhr bis am Nachmittage gegen 4 Uhr hielten sie tapfer die fürch¬
terlichen Stürme der Franzosen aus. Die Streiter begannen
aber vor der Uebermacht zu ermüden, und schwankend stand die
blutige Schlacht, als Blücher mit seinen treuen Kämpfern er¬
schien. Wüthend griff er die Franzosen an und warf Alles nie¬
der. Die Engländer hielten Napoleons letzten mörderischen Sturm
aus, drangen vor, die ganze französische Armee wurde zersprengt
und die verworrenen Massen wurden aufgerieben. Kanonen, Wa¬
gen, Gepäck, Alles fiel in die Hände der Sieger. Napoleon entfloh
mit Mühe der Gefangenschaft. An demselben Tage hatte Ge¬
neral Thielemann bei Wawre ruhmvoll gegen den französi¬
schen General Grauchy gekämpft, der sich aber nach seines Kai¬
sers Flucht zurückzog. Der fliehende Napoleon brachte selbst die
Trauerbotschaft nach Paris, er dankte zum Zweitenmale zu Gun¬
sten seinen Sohnes ab, aber man hörte nicht auf ihn. Er er¬
gab sich den Engländern, die ihn nach der Insel St. Helena,
800 Meilen von Europa, abführten, wo er am 3. Mai 1819
am Magenkrebs verschied. Seine Asche ist von dort abgeholt
und am 15. Dezember 1840 in Paris in der Jnvalidcnkirche
beigesetzt worden. —Am 7. Juli 1815 zogen Preußen und Eng¬
länder zum Zweitenmale siegreich in Paris ein, ließen sich 700
Millionen Franken Kriegsstemr bezahlen und räumten die Kunst¬
sachen auf, die Napoleon aus allen Ländern geraubt und nach
Paris gesandt hatte. Am 8. Juli kehrte Ludwig XVIII. inseine
Hauptstadt zurück; am 20.Novbr. wurde der zweite Pariser
Frieden geschlossen und Frankreich auf die Grenzen von 1790