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der man erst 7 Fuß empor-, dann 25 Fuß niedersteigen muß, zeigt
uns die »klingende Säule«, einen 8' hohen, hohlen, ziemlich star¬
ken Tropfsteinkörper, der beim Anschlagen einen dumpfen, schauer¬
lichen Ton hören läßt, den er jedoch durch Berührung mit der
Decke so lange verloren hatte, bis er durch Lossägen wiederum
von derselben getrennt wurde; die »Sirene«, die »Pauken«, die
»Altarlichte«, die »Pistolenhalfter« und die »Pferdeohren«. In
der fünften Abtheilung zeigt man das »Positiv«, das »Kirchen¬
thor«, die »Kanzel«, zwei kleine »Thürme«, die »Stadt«, den
»Oelberg«, der auf vier Säulen ruht, den »Backofen« und die
»Eule«. Die sehr tief liegende sechste Grotte ist ohne besondere
Eigenthümlichkeiten. Zur Besichtigung der Baumannshöhle ist eine
Stunde hinreichend. Am schönsten ist der wundervolle Bau bei
vollständiger Erleuchtung. Einen ganz besondern, eigenthümlichen
Genuß gewährt die in den unterirdischen Hallen ausgeführte Musik.
Die Bielsteins- oder Bielshöhle, nach dem Felsen »Biel¬
stein« benannt, wurde zwar schon i. I. 1672 bei einem Wald¬
brande entdeckt, aber erst i. I. 1788 durch den Bergmann Becker
gangbar gemacht und näher untersucht. Sie besteht aus 12 —15
Abtheilungen, die eine Gesammtlänge von 646 Fuß haben, und
ist fast noch schöner, wenn auch kleiner, als die Baumannshöhle.
Tausend Schritte von der letztern entfernt, liegt sie am rechten
Ufer der Bode. Die zahlreichen Nebenhöhlen sind nicht gangbar.
Die Wölbungen sind oft sehr großartig, zuweilen aber auch so
eng, daß man nur in kriechender Stellung vordringen kann. Aus.
der siebenten Abtheilung gelangt man in eine sehr große Höhle,
die, gleichsam ein zweites Stock bildend, über der vierten, fünften
und sechsten Hauptgrotte sich ausbreitet. Alle Wände sind mit
Tropfstein bedeckt, der auch hier die seltsamsten Figuren bildet.
Die zwölfte Hauptgrotte enthält ungeheure Felsblöcke. In der
zweiten Hauptabtheilung sieht man den »Thron«, der von Tropf¬
steinsäulen und verschiedenen Weintrauben umgeben ist; in der
sechsten den »Thurm« und die daneben stehende »Orgel«; in der
achten das »Orgelwerk«, das aus 13 klingenden Säulen besteht,
und in der neunten das »wellenförmige Meer«.
21.
Per Inseksöerg.
Im Süden unserer preußischen Provinz Sachsen, da, wo die
vielen sächsischen Ländchen bunt durcheinander liegen, erhebt sich
ein freundlicher, waldreicher Gebirgszug, der von Südost nach
Nordwest zieht und den Namen Thüringerwald führt. Im
Südosten steht er durch den Frankenwald mit dem Fichtelgebirge,
im Nordwesten durch den Hainich und das Eichsfeld mit dem