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ausgespritzten Miste der jungen Reiher, welcher einen lebhaften
Regen bildet, besudelt zu werden. Ein wunderbares Concert ver¬
schiedener Töne, wie man's sonst nirgend hören kann, ertönt hier
unaufhörlich, und hier und da plumpst ein Junger, der sich zu
weit an den Rand des Nestes gewagt, auf die Erde, und stirbt
entweder, oder verkriecht sich, und ruft dann mit großem Geschrei
nach Futter. Ueberall ist ein durchdringender Geruch, erzeugt von
den gestürzten Jungen und von Fischen, die beim Füttern unver¬
sehens herabgefallen sind, und Millionen Schmeißfliegen summen
herum. Geschieht unter den Nestern ein Schuß, so erhebt sich eine
Unzahl von Vögeln unter häßlichem Geschrei. Ihre Nahrung finden
diese Vögel in der Donau und den vielen Sümpfen der Umgegend.
Die Zahl der Bewohner dieser Brüteplätze möchte ungefähr folgende
sein: 2000 Nachtreiher, 500 graue Reiher, 100 Silberreiher und
200 Kormorane. Ihre Vermehrung würde in's Ungeheure gehn,
wenn nicht jährlich viele geschossen und viele Nester der Eier be¬
raubt würden, und wenn nicht zahlreiche Rohrweihen (Falco
aeruginosus, L.), schwarze Milane (Falco ater, L.) und Habichte
(Falco palumbarius, L.), welche sämmtlich häufig in der Nähe nisten,
unter den Jungen große Niederlagen anrichteten.
Solcher Inseln mit Brüteplätzen der Reiher und Kormorane
giebt es weiter unten in der Donau noch mehrere; die berühmteste
ist die Neiher-Insel bei Belgrad. Sie wird hinsichtlich der
Menge der auf ihr nistenden Vögel von keiner übertroffen. Sie
enthält etwa 200 Quadratmorgen Flüche, ist mit Gebüsch und
Bäumen bedeckt. Eine der vogelreichsten Gegenden ist auch das
Thal der Sau von Semlin aufwärts. Bei dem Dorfe »Kupinowa«,
5—6 Stunden oberhalb Semlin, ist ein stundenlanges Schilfried,
welches ich (Landbeck) am 28. August 1838 besucht habe: Als ich
mit Hülfe dreier Führer und eines Kahnes dort eingedrungen war,
erhoben sich erst einige Löffelreiher (Flatalea Leukerodius), und bald
schwebten deren 50 Stück über unsern Häuptern. Bald erschienen
auch Ibisse (Ibis falcinella), Zwergscharben, große und kleine Silber¬
reiher, graue und Nachtreiher, Purpur- uifid Rallen-Reiher (Ardea
purpurea, L. und A. comata, Pall.). Die Jnselchen waren so mit
jungen Löffelreihern bedeckt, daß sie wie beschneit aussahen, wäh¬
rend junge Scharben, Ibisse und Silberreiher auf den Gebüschen
saßen und dieselben füllten. Bei unserer Annäherung ergriffen alle
die Flucht; die Löffelreiher sprangen in's Wasser und schwammen
zu den nächsten Inseln; die Scharben und Silberreiher kletterten
in die höchsten Spitzen der Büsche, bis diese sich bogen und ihre
Last abschüttelten; die Ibisse suchten im niedrigsten Gebüsche zu
entkommen. Die Gebüsche waren mit Nestern überladen, und nicht
selten trug ein Sahlweidenbusch acht bis zehn Stück Nester der
Zwergscharbe, des Silber- und Rallenreihers. Höher standen die