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fast gar nicht um sie, thut sie nie in einen Stall, läßt sie nach
Belieben umherschweifen und giebt ihnen nur bei hohem Schnee,
oder wenn sie etwa arbeiten sollen, Futter. Sie fressen draußen,
was sie finden, auch Seegewächse, welche die Wogen an den Strand
werfen. Man läßt sie leben, so lange sie leben können, und sie
werden nicht selten 30 Jahre alt. Wie diese Pferde, so ist auch
das Rindvieh ziemlich klein. Die vier Viertel wiegen selten
mehr als zwei Centner. Die Kühe sind sehr milchreich, die Ochsen
gelehrig; beide werden erst oft 16 Jahre alt gemästet, und es
wird viel eingesalzenes Rindfleisch in den Handel gebracht. Auch
die Schafe sind klein, verschieden gefärbt und kurzschwänzig. Sie
müssen Sommer und Winter im Freien bleiben und ihre Nahrung
sich selbst suchen, fressen auch zur Zeit der Ebbe die Seegewächse.
— Aus dem Seetang sauerm) bereitet man hier »Keip«, d. i.
eine Art Potasche. Der Seetang wächst im Meere, an Felsen
oder eingerammten Pfühlen festsitzend; oft schwimmt er auch frei
umher. Viele Seetangarten sind für Menschen und Vieh genie߬
bar; auch gewinnt man aus ihnen Soda, Jod und Brom, oder
braucht sie zum Düngen. So bedeckt z. B. der Sargasso-Seetang
(k'ucua natans, L. oder Sargassum bacciferura) westlich von den
Azoren das Meer in einer Ausdehnung von mehreren Tausend
Quadratmeilen. Bei den Hebriden kommen besonders häufig vor
der Knoten-, Zucker- und Finger-Seetang (IHu8 noäosus, saeella-
rinus und digitatus, L.). Von Getreidearten bauet man besonders
den Hafer. Aus dem Mehl desselben bäckt man kleine, harte, un¬
gesäuerte Fladen, die großentheils das Brot der Einwohner aus¬
machen. Der Bau von Hülsenfrüchten und Gemüsepflanzen ist
nickt beträchtlich. — An Metallen liefern die Hebriden z. B. Blei,
auch wohl Gold; ferner findet man Marmor, Thon und andere
Mineralien.
Betrachten wir nun zunächst die innern hebridenschen Inseln!
Am größten ist unter diesen Skye (spr: Skei), auch Sky oder
Skionach genannt, ganz in der Nähe des Festlandes, westlich vom
Kl. Minsh bespült, mit vielen Bergen, darunter der 3000 F. hohe
Cuchullin, Felsen, Seen, Morästen und Heideland. Ackerland ist
wenig vorhanden; dagegen ist die fast 40 QMl. große Insel reich
an Seevögeln und Fischen. Die beiden bedeutendsten Flüßchen
sind der Kilmartin und Orf. Die 20,000 (nach A. 22,500 oder
27,000) Einwohner sind ziemlich arm, leben meist in zerstreuten
Wohnungen, treiben gute Viehzucht, Fischfang, Bergbau auf Mar¬
mor, Kalkstein, Achat und Blei, Schifffahrt und lebhaften Handel
mit Schlachtvieh, Kelp und Häringen. In neuerer Zeit will man
hier eine Goldmine entdeckt haben. Die an der Ostküste der Insel
liegenden Hafenörter Broadford und Portree dienen als Verbin¬
dungspunkte mit dem Festlande. Durch mehrere eindringende
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