Full text: Vaterländische Geschichte

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Frankreich angeschlossen hatte, mußte mit Waffengewalt unterworfen 
werden. 
3. Einfall der Ungarn. Waffenstillstand. Gleich zu Anfang der 
Regierung Heinrich» machten die gefürchteten Ungarn einen ihrer ver¬ 
heerenden Einfälle. Auch Heinrich vermochte nicht, sie aus dem 
Lande zu werfen. Doch glückte es seinen Kriegern, einen der 
ungarischen Anführer, der bei den Seinen sehr beliebt war, gefangen 
zu nehmen. Nur gegen den Abschluß eines neunjährigen Waffen¬ 
stillstandes wurde er ausgeliefert. 
4. Befestigung der etäbte. Die Zeit des Waffenstillstandes benutzte 
Heinrich mit großer Weisheit. Sein ganzes Streben ging dahin 
fern Land zu schützen und sein Volk zum Widerstände zu befähigen'. 
Nach altdeutscher Sitte liebten es die Sachsen, einzeln inmitten 
ihrer Ackerfelder zu wohnen. Daher war es den Grenznachbarn, den 
Wenden und Ungarn, leicht, die Gehöfte der Bauern niederzubrennen 
und letztere samt ihrem Besitz wegzuführen. Heinrich erkannte die 
hohe Bedeutung der festen Städte; daher ließ er eine Anzahl Burgen 
bauen oder erweitern, z. B. Quedlinburg, Merseburg, Goslar, Meißen, 
hausen. Es war aber leichter, Festungen anzulegen, als Be¬ 
wohner für dieselben zu finden. „Sollen wir uns lebendig begraben 
lassen? Die Burgen sind nichts anderes als Gräber!" riefen die 
an das Landleben gewöhnten Sachsen aus. Nur der Zwang konnte 
da helfen. Jeder neunte Mann unter den Heerbannpflichtigen 
mußte auf em Jahr in die Stadt ziehen. Das Los entschied. Die 
Landbewohner hatten zur Ansammlung eines Kriegsvorrats den 
dritten -teil der Ernte in die Stadt zu liefern. 
_ Um die Stadtbewohner mit ihrem Geschick auszusöhnen, er¬ 
hielten sie verschiedene Vorrechte, so das Versammlungs- und Markt- 
Gerichtstage, Festlichkeiten, öffentliche Versammlungen und 
Markte durften fortan nur in der Stadt abgehalten werden*). Bald 
verlor (ich nun das Vorurteil gegen das Stadtleben. Viele siedelten 
stch freiwillig in den Städten an. Der Ackerbau trat in der Be¬ 
schäftigung der Bürger zurück, dafür entwickelten sich Handel uud 
, erocr^e' während bisher jeder, was er brauchte, selbst hergestellt 
hatte,, begann jetzt der eine nur Kleider, der andere nur Schuhe 
anzufertigen, der dritte widmete sich als Maurer oder Zimmermann 
ganz dem Hausbau 2C. Die Geringschätzung des Handwerks verlor 
ftch. Das -eben in den Städten hob sich zusehends. Wenn auch 
*) Entstehung der Jahrmärkte oder Messen 
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