21
wurde dieses Ereigniß als ein großes Fest gefeiert. Man fuhr mit
Schlitten und Wagen über den See.
Eigentlich besteht das »Schwäbische Meer« aus folgenden drei
Haupttheilen: 1. dem Ober- oder eigentlichen Bodensee, der Haupt¬
theil zwischen Bregenz nnd Constanz, 1246' über dem Meere und
ca. 8 QM. groß; 2. dem Ueberlinger-See. auch Hinter- oder Bod-
mersee genannt, mit der reizenden, 3U Ml. im Umfange haltenden
Insel »Mainau«, die mit herrlichen Weinbergen, lachenden Fluren,
köstlichen Wiesen, hübschen Gartenanlagen und fruchtbaren Obstbai-
nen besetzt ist, und 3. dem Unter- oder Zellersee, zwischen Constanz,
Radolfzell und Stein, eigentlich ein für sich allein bestehender See,
der über 1 QM. groß ist und die ebenfalls schöne Insel »Reichenau«,
über 1 Std. lang und Va Std. breit, enthält. Reichenau enthält
drei Pfarrdörfer: Ober-, Mittel- und Unter-Zell, die von etwa
1500 Menschen bewohnt werden, welche mit Getreide-, Wein- und
Obstbau und Fischerei sich beschäftigen. Das vorerwähnte Jnselchen
»Mainau« im Ueberlinger-See steht durch eine 5- bis 600 Schritt
lange Brücke mit dem Festlande in Verbindung, hat ein schönes
Schloß, von dem aus man eine herrliche Fernsicht über den Spie¬
gel des See's nach Meersburg, Lindau, Bregenz und den Alpen¬
höhen hin genießt, und etwa 25 Bewohner. Noch besonders zu
merken ist, daß der Zellersee bei Radolfzell um 48' tiefer, als der
Obersee liegen soll.
Am Strande wird von den Wellen unablässig eine Menge Ge¬
röll hin und her geworfen. Bunt durcheinander liegen die rund¬
lichen Körperchen des Alpenkalks, Syenits. Granits, Quarzes und
Gneißes wie Sand am Meere. Prächtig ist der Anblick des See's
besonders beim Auf- und Niedergang der Sonne. Kein Pinsel ver¬
mag die Farbenpracht dieses Naturgemäldes hervorzubringen. »Mor¬
gens zittern am Ende des blauen, sanft sich hinunterwölbenden
Wasserspiegels die Thürme von Constanz wie frei über dem Wasser
schwebend vor dem Auge, das bei der Klarheit des Bildes die acht
Stunden Weges bis da hinab vergißt. Mittags ziehen sich die
prächtigen Berge, se schöner das Wetter ist, desto zarter und schmel¬
zender den aus Licht und Duft gewobenen Mantel über die grünen
Gelände und altersgrauen Häupter mit dem spärlichen Silberhaare.
Abends senkt sich der purpurrothe Feuerball dem, welcher ani Br-e-
genzer Ufer wohnt, in die blinkende Fluth, wie einst den Griechen
der strahlengekrönte Gott in den Schooß der Meeresgöttin Thetis
sich senkte; wer aber bei Friedrichshafen oder Romanshorn das
schöne Schauspiel betrachtet, der sieht, wie die Bregenzer Berge
allen Schein und Widerschein in ihrem weiten Busen sammeln, um
vom Gebhardskirchlein bis hinauf zur letzten Sennhütte in Licht und
Glanz zu strahlen. Der Säntis aber und seine sieben Churfürsten
hinter ihm glühen vor Freude ob all' den Wundern, auf die sie in