Full text: Geographische Skizzen aus Europa

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sich auch, trotzend und pochend auf seine Uebermacht zur See, bald 
finden ließ. Doch es erging den großen Schiffen, wie weiland dem 
Goliath. Die preußischen Schifflein feuerten tüchtig auf die däni¬ 
schen Kriegsdampfer los und hingen ihnen eine tüchtige Schlappe 
an, so daß selbige es vorzogen, die hohe See zu suchen und vom 
Verfolgen ahzustehen. 
12. 
Samkand. 
Den Namen Sarrrland führt eine alte Landschaft der Provinz 
(Ost-) Preußen, die zwischen dem Kurischen und dem Frischen 
Haff in die Ostsee sich hineinschiebt. Daher bildet sie eine Halb¬ 
insel, die etwa 10 Ml. lang, 4 Ml. breit und ca. 40 QM. groß 
ist. Ohngefähr in der Mitte der Nordgrenze sendet die Landschaft 
die das »Kurische Haff« abtrennende Kurische Nehrung, eine 
schmale, sandige Landzunge, bis gen Memel hin. Im Südwesten 
läuft eine denkwürdige Landzunge der Festung Pillau zu. Der 
Boden ist meist eben und nicht sehr fruchtbar, aber reich an Wal¬ 
dung. Der Galtgarben, nordwestlich von Königsberg, steigt bis 
500 (nach A. nur 380) Fuß hoch. Auf seinem Gipfel erhebt sich 
ein eisernes Landwehrkreuz mit der Inschrift: »Mit Gott für König 
und Vaterland!« Eiserne Tafeln, worauf die Oerter und Tage 
der wichtigsten Kämpfe und Siege stehen, schmücken das Fußgestell. 
Vom Galtgarben nach Süden zu liegt die ansehnliche Kaporn'- 
sche Heide, nach dem Dorfe Kaporn benannt, in welcher sich noch 
Elennthiere aufhalten. Durchschweift inan diesen großen Wald, der 
auch wohl die »Fischhausen'sche Heide« genannt wird, so gelangt 
man auf einem der Wege an den sog. »Vierbrüderkrug«, merkwür¬ 
dig durch eine neben ihm stehende Gedächlnißsäule, deren Ursprung 
im grauen Alterthume sich verliert. Man behauptet, daß ein Bru¬ 
der des Deutschen Ordens, dem dieser Landstrich vormals gehörte, 
Namens »Martin Golin«, der als Parteigänger sich auszeichnete, 
mit vier seiner Kampfgenossen bei einer Mahlzeit, die sie hier im 
Grünen hielten, von Sudauern überfallen und erschlagen wurde 
(1295). Nur Golin entkam und errichtete später seinen Gefährten 
ein gemeinsames Grabmal mit einem schwarzen Kreuze. Die jetzt 
erneuerte Kreuzessäule ist aus Holz gearbeitet und steigt grade und 
einfach in die Höhe. Oben sind 4 Arme angebracht, deren jeder 
einen bärtigen Kopf, mit einem Helm bedeckt, trägt. Auf der Haupt¬ 
säule ist eine Art Schüssel angebracht, nach welcher die Köpfe Hin¬ 
blicken. Unweit des Vierbrüderkrugs zeigt man noch auf einer san¬ 
digen Anhöhe die Stelle, wo vor Zeiten die sehr feste Burg »Co- 
noweidit« lag, auf welcher Golin mit seinen Streitgefährten haus'te 
und wo man noch jetzt beim Graben Ueberreste von Waffen und 
Pferdezeug findet. *)
	        
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