Full text: Geographische Skizzen aus Europa

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Samland, zu dem die Städte Königsberg. Fischhausen, 
Pillau, Tapiau und Labiau gehören, begreift jetzt den ganzen 
Fischhausener Kreis, sowie Theile der Kreise Königsberg, Labiau und 
Welau. Die Küsten der eigentlichen Ostsee sind hier meist steil, und 
weltberühmt als Fundort des »Bernstein's«, namentlich bei den 
Dörfern Gr. Dirschkeim und Gr. Hubnicken. Das ebenfalls 
dort liegende Dorf Palminken ist der Hauptsitz der verpachteten 
Strandbenutzung und Bernsteinverwaltung. Der Bernstein ist 
ein gelbes, durchsichtiges Baumharz der Vorzeit, in welchem bis¬ 
weilen kleine Insekten eingeschlossen sind, ein Anzeichen, daß der 
Stoff flüssig gewesen ist und plötzlich erhärtete. Schon den Alten 
war "der Bernstein bekannt und die Phönizier sollen ihn hier geholt 
haben. Doch ist wohl anzunehmen, daß er durch Binnenhandel bis 
zum Mittelmeere kam und dann nach Vorderasien ausgeführt wurde. 
Da die Alten den Bernstein »Electron« nannten, so nannte man 
die später an ihm beobachtete Naturkraft Elecrricität. Das brenn¬ 
bare Mineral wird zu verschiedenen Schmucksachen, Pfeifenspitzen, 
Spiegelrahmen u. dergl. benutzt. Die kleinern Stücke und Abfälle 
gebraucht man zum Räuchern, besonders im Morgenlande. So 
rauchen z. B. die Türken nur aus Bernsteinspitzen, da ihnen der 
Koran die Benutzung der Theile gestorbener Thiere streng verbietet. 
Auch im Binnenlande findet man zuweilen den Bernstein; so das 
bis jetzt größte Stück von 13 */2 Pfund. 
Die nordwestlichste Ecke des samländischen Festlandes bildet die 
Landspitze B rüst er Ort, bei der zwei Leuchtfeuer sich befinden. 
Geht man von hier aus nach Osten, der Nordküste entlang, so ge¬ 
langt man bei Groß- und Neukuhren vorüber, nach dem be¬ 
rühmten Seebade Kranz oder Cranzkuhren, seit 1816 der 
Hauptbadeort an der ostpreußischen Seeküste. Das nahe gleich¬ 
namige Dorf zählt etwa 600 Einwohner. Wendet man sich hinge¬ 
gen vom Brüster Ort nach Süden, so stößt man beim Dorfe Ten- 
kitten auf die Ueberreste der »Adalbertskapelle«, die auf der 
Stelle stand, wo der hl. Adalbert, »der Apostel der Preußen«, 
am 23. April des Jahres 997 von den heidnischen Samländern 
erschlagen wurde. Adalbert von Prag, der Heilige, wurde 950 
zu Prag geboren und war der Sohn des vornehmen Böhmen Slaw- 
nik. In der Schule des Moritzklosters zu Magdeburg unter Othe- 
rich's Leitung gebildet, kehrte er 979 nach Böhmen zurück und 
wurde 983 Bischof von Prag. Von seinen Böhmen, die er durch 
unzeitige Strenge erbitterte, gehaßt, verließ Adalbert 988 seinen 
Sprengel und begab sich in das Kloster Monte Cassino, von da in 
das des hl. Alexius zu Rom, wo er still und zurückgezogen bis 
933 lebte. Die Böhmen riefen ihn in diesem Jahre in sein Bis¬ 
thum zurück; der Zorn über ihre heidnische Gebräuche trieb ihn 
aber schon nach zwei Jahren wieder fort. Beim Rückzüge Otto's III.
	        
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