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Deiche und Kirchthürmc überzeugen den Fremden, daß er sich
in einem von Menschen bewohnten Erdstriche befindet. Eine
solche allgemeine Wässerung bringt ausnehmende Vortheile; sie
tobtet die Erdmäuse, Maulwürfe und anderes Ungeziefer, und
läßt im Frühjahr ihre befruchtenden Theile zurück, so daß das
ganze Land, sobald das Wasser ausgetrocknet ist, in wenig Ta,
gen zu den blühendsten Weiden umgeschaffen wird. Auch geben
die Kanäle und Flüsse, mit den zierlichen Landhäusern reicher
Privatpersonen besetzt, dem Lande ein frohes, reizendes Anse¬
hen. Hinter diesen Landhäusern, und so, daß sie der Vorbei-
reiscnde übersehen kann, liegen meist schöne Gärten.
In den blühendsten Ländern sind Flecken und Dörfer nicht
dichter an einander gcsäct, als hier volkreiche, zierlich gebaute
und reinliche Städte. Amsterdam, Haarlem, Leiden,
der Haag, Delft und Rotterdam, jedes würdig, die Re¬
sidenz eines großen Fürsten zu seyn, liegen in einem Strich
von sechs bis" sieben deutschen Meilen. Hierzu kommen dann
noch die großen und wichtigen Städte in den, mit den vereinig-
tcnNiederlanden jetzt verbundenen ehemaligen östreichischen Nie¬
derlanden.
Jene, welche den nördlichen Theil des Königreichs ausma¬
chen, schicken sich, ihrer Lage nach, besser zur Viehzucht, als
zum Ackerbau, und erstere wird auch wirklich mit großem Vor¬
theil getrieben. Das Vieh ist groß und die Schafe geben feine
Wolle. Torf wird in ungeheurer Menge gestochen und ausge¬
führt. Die Fischereien an der Küste sind von Wichtigkeit. Ge¬
treide ist lange nicht zur Nothdurfr, Eisen nur sehr wenig, an¬
dere Metalle, Bausteine und Bauholz sind gar nicht vorhanden.
Dieß alles gilt aber nur von dem nördlichen Theile, denn die
ehemaligen östreichischen Niederlande haben Getreide, Holz, Me¬
talle genug.
An vielen Orten einige Fuß tiefer als das Meer liegend, von ei¬
ner Seite durch die großen Flüsse bedroht, welche von Deutschlands
Bergen und Gelderns Höhen zuweilen mit voller Macht auf die¬
ses Land herabstürzen; von der andern oft durch das stürmende
Meer, das cs immer untergrabt und mit jedem Sturm die künst¬
liche Wand einstürzen kann, die man ihm entgegensetzt hat
es keinen Schutz gegen solche Feinde, als eine unermüdete Sorg¬
falt und unaufhörliche Arbeit, die doch ein einziger Nordwcststurnr
in einer Novcmbernacht alle vernichten kann. Doch hat cs sich,
trotz dieses Ungeheuers, das es immer bekämpft und zurückhält,
ohne cs jemals verdrängen zu können, in fruchtbare Weiden
verwandelt. Seine unglaubliche Bevölkerung, fciiK blühenden
Städte, seine unzähligen Dörfer, Schleusen und Dämme, der
allgemeine Wohlstand,' der bis auf unsere Zeiten darin herrschte;
alles stellt dieses Land als ein Wunder dar; alles gibt reichen
Stoff zum Nachdenken und zur Bewunderung. Man sieht gleich,