133
mern. Die bessern Häuser haben außer den Kammern auch
eine oder mehrere Stuben.
In Häusern der erstern Art wobnen nur die ärmsten Leute,
besonders auf den Dörfern, viel seltener aber in den Städten.
Schon von außen unterscheidet man sie an den kleinen, wenig
über eine halbe oder drei Viertel-Ellen langen und ganz schma¬
len Fenstern, die aus bloßen Glasscherben bestehen, mit hölzernen
Spänen eingefaßt, so, daß nur mit Mühe das Tageslicht ein¬
dringen kann. Nicht so zuverlässige Kennzeichen sind die höl¬
zernen Schlösser und Strohdächer, denn durch diese sind auch
öfters die besseren Wohnungen verunstaltet.
Die Piekarnia in Häusern beider Art besteht, wie ich auch
schon gesagt habe, in einer Stube mit einem Backofen. Dieser
Backofen ist sehr groß und aus bloßem Lehm aufgeführt; doch
ruht er auf einem steinernen Fundament. Vorn hat er ein
Schürloch, zwei bis drei Fuß im Durchmesser. An dem Back¬
ofen steht ein viereckiger Stubenofen aus Ziegelsteinen aufge¬
führt, und höher als der Backofen. In manchen solchen Hüt¬
ten fehlt der Rauchfang, dann muß der Rauch durch eine kleine
Oeffnung über der Thüre hinaus, nachdem er die ganze Stube
mit Ruß überzogen hat. In dem Backofen wird nicht nur
Brod gebacken, sondern auch gekocht, Obst, Holz und anderes
Zeug gedörrt. Zugleich dient er, wie sich von selbst versteht,
zum Heizen des Zimmers, so oft Feuer darin angezündet wird.
Oft geschieht es, daß ein solcher Backofen berstet, oder wenn er
überschürt wird, die Flamme herausschlägt und die rußige Hütte
ergreift und in Brand steckt; dann brennen ohne Rettung das
ganze Haus und alle anstoßenden Gebäude nieder; denn in kei¬
nem polnischen Dorfe ist eine Feuerspritze zu finden, selbst nicht
in den kleinen Städten. — Wenn man einem Deutschen einen
sinnlichen Begriff von dem Fegefeuer geben wollte, so müßte
man ihn in eine solche Piekarnia sperren. Sie gleicht im In¬
nern ganz einer Räucherkammer; und wenn sie geheizt ist, so
herrscht darin ein so erstickender Dampf wie in dem heißesten
Schwitzbade. Gleichwohl wohnt die Familie darin.
Der Fußboden der Piekarnia, der Kammern, der Hausflur
ist stets ungedielt. Er besteht aus bloßem Leimen, wie eine
Scheuertenne.
Die bessern Häuser haben eine oder mehrere Stuben mit ei¬
nem Kachelofen. Man darf sich aber nicht darunter ein Zim¬
mer wie in unsern deurschen Hausern denken, denn gemeinig¬
lich sind sie entweder gar nicht oder ganz elend gedielt. Eine
solche Stube bewohnt jeder Bürger in den Städten mit seiner
Familie, und Gutsanrheilsbcsitzer auf dem Lande; die Piekar¬
nia aber^ vertritt da die Stelle der Küche und Gesindestube.
Gewöhnlich haben die Stuben Fenster mit kleinen viereckigen
Fensterscheiben, die in Holz eingefaßt sind und geöffnet werden