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ander angezogen, nicht dagegen schützen. Manche Reisende le¬
gen auch noch einen ledernen darüber an, und dann sehen sie fast
aus wie ein dicker steifer Stiefel. In dem Schlitten packt man
sich meist liegend in Heu ein. Bei gebahnten Wegen geht dann
die Reise rasch genug ven Statten; wenn es aber schneit und
windet, ist die Fahrt nicht ohne Gefahr, denn oft liegt dann
der Dchnee an manchen Orten fünf bis sechs Fuß hoch, und das
Pferd fällt unversehens so tief hinein, daß es ganz verschwin¬
det. Mit vieler Mühe muß ihm dann erst der Führer wieder
heraushelfen. Nicht selten geschieht es auch, daß der Schlitten
umschlägt und der Reisende selbst in einem Schneehaufen begra¬
ben wird. — Doch die Gefahr ist nicht von langer Dauer, denn
sobald es aufhört zu stürmen und zu schneien, müssen die Land¬
leute von einem Orte zum andern Bahn machen.
i3. Charakter und Lebensart der Schweden.
Die Schweden sind im Ganzen ein schöner, kraftvoller und
edler Menschenstamm. Täglich sieht man junge Leute mit ei¬
ner Gestalt, womit sie anderswo allein schon ihr Glück machen
könntenaber hier ist das etwas so Gewöhnliches daß man
nicht einmal darauf achtet. Auch die Frauen sind großtcntheils
blühend und schön, besonders blendend weiß. Noch mehr wer¬
den ihre natürlichen Reize durch die Grazie gehoben, womit alle
ihre Bewegungen begleitet sind. Nichts ist daher interessanter,
als ein Tanz in Stockholm. Doch ist das weibliche Geschlecht
auf dem Lande und in den niedern Ständen bei weitem nicht
so einnehmend als in den höher« Ständen der Städte. Die
Schweden zeichnen sich überdem aus durch Rechtschaffenheit,
Höflichkeit, Gastfreiheit gegen Fremde und einen bescheidenen
Stolz, der sich auf ihr Selbstgefühl gründet. Freilich ist der ge¬
meine Mann, besonders in den nördlichen Provinzen, ziemlich
roh und unwissend, es fehlt aber darum nicht an Schulen und
Gymnasien, wo wißbegierige Jünglinge guten Unterricht fin¬
den. Auch sind zu Upsala und Lund alte, gut eingerichtete und
stark besuchte Universitäten; deßwegen trifft man unter den bes¬
sern Ständen »licht weniger wissenschaftliche Bildung an als in
Deutschland, und viele Deutsche sind mit der schönen Literatur
ihres Vaterlandes bei weiten» nicht so vertraut als die Schwe-
den. Auch stehen ihnen diese keineswegs an guterLcbensart nach.
Wenn man aber den Geist und Charakter einer Nation recht
will kennen lernen, so muß man seine Blicke nicht nach den hö¬
her»», sondern nach den mittlern und untern Ständen richte»,,
und sich fragen, ob man auch in unsern» Vaterlande eben so
denken und handeln würde? In diesen Ständen, besonders un-
ter den Landlcuten, ist auch die Kleidung noch eben so, wie sie
vielleicht schon vor tausend Jahren war.
Bei den Schweden besteht die Nationaltracht in einem lan-