Full text: Europa's Länder und Völker

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Gewährsmann an. — Auch Bären werden zuweilen von dem 
Anblicke der Hecrden angelockt, die auf der Insel Mosk oe wei¬ 
den. Sie schwimmen der Insel zu, und wenn sie vom Stru¬ 
del ergriffen werden, so stoßen sie ein schreckliches Geheul aus, 
das die Bewohner nicht ohne Freude anhören, weil es ihnen 
den Untergang ihres Feindes verkündigt. 
23. Fisch- und Vogelfang in Norwegen. 
Der Fischfang an den Küsten von Norwegen ist so ergiebig, 
daß man leicht von hier aus halb Europa mit getrockneten und 
gesalzenen Fischen versehen könnte. Wirklich machen die Fische 
den vornehmsten Artckel der Ausfuhr in den Seestädten aus. Die 
Fischer schneiden den gefangenen Fischen die Köpfe ab, und füt¬ 
tern damit ihr Vieh. Eine deutsche Kuh würde wohl schwerlich 
mir Fischköpfen fürlicb nehmen; in Norwegen leben aber fast 
alle Thiere von dem Meere, wenigstens an dem Gestade, und 
man sieht da Ziegen, die Seekraurer verzehren, und Muscheln, 
die sie finden, zerbeißen. 
Besonders Stockfische und Häringe werden in großer Menge 
gefangen; auch Lachs. Der Fang des letzter» gelingt aber 
noch besser an den Wasserfällen der schwedischen Flüsse. Man 
stellt da große Körbe an den engen Orten auf, wo der Lachs, 
der in großen Zügen kommt, durch muß, und windet sie nach 
kurzer Zeit in die Höhe. Immer sind sie halb voll. Dann kommt 
ein Fischer mit einer Keule und schlagt, ehe er sie herausnimmt, 
alle todt. 
Viel gefährlicher ist der Vogelfang. Die norwegischen Kü¬ 
sten wimmeln von Vögeln, die vermuthlich durch die große 
Menge Fische angelockt werden. Es befinden sich auch unter 
ihnen viele Eidergänse, deren Flaum die weichen Ei der dunen 
sind, womit die Betten großer Herren gefüllt werden. Will 
man diese Vögel in ihren Nestern erhaschen, so muß man Fel¬ 
sen von ungeheurer Höhe erklimmen. Oft läßt man auch einen 
Menschen, der auf einer Stange sitzt, die an einen Strick be¬ 
festigt wird, über einem fünf bis sechshundert Fuß tiefen Ab¬ 
grunde schweben. Mit unglaublicher Fertigkeit schwingt sich 
dieser auf seinem Seile fort, um die Nester der Vögel aufzu¬ 
suchen. Erhascht er einige, so dreht er ihnen den Hals um und 
wirft sie hinab in's Meer, wo seine Kameraden in einem Boote 
sie auffischen. ^ Die Taschen füllt er mit ihren Eiern an; und 
wenn er hinlänglich belastet ist, so läßt er sich wieder hinauf¬ 
ziehen oder vollends in das Boot hinabsenken. 
Diese kühnen Vogelfänger stürzen aber auch öfters herab, 
zerschellen an den Felsen oder kommen sonst elendiglich im Fal¬ 
len um. Der Druck der Luft ist so stark, daß der Leib der Men¬ 
schen oder der Thiere, die von einer so erstaunlichen Höhe her-
	        
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