Full text: Europa's Länder und Völker

174 
abstürzen, berstet, noch ehe er die Erde oder das Wasser erreicht, 
so daß dlc Eingeweide herausfallen. 
24. Norwegische Landleute. 
Die Häuser der Bauern zwischen Drontheim und Bergen 
sind ganz im Geschmacke der lappländischen Koya's gebaut. 
Dicke über einander gelegte Balken bilden ein längliches Viereck 
ohne Fenster. Der Kamin ist in einer Ecke; der Rauch wird 
durch ein viereckiges Loch in dem kegelförmig gebildeten Dache 
ausgelassen. Es ist merkwürdig, daß der Rauch nie niedriger 
ist als das Dach. Ist das Feuer erloschen, so verschließt man 
das Loch, wodurch er auszieht, mit einer Klappe, und dann 
erstickt man fast und sicht nicht eine Hand vor den Augen. 
Statt des Lichtes brennen die Leute Schleußcn, die an einem 
Eisen mitten m der Stube befestigt sind, und wovon die Koh¬ 
len auf einen unten befindlichen Stein fallen. 
In dieser Stube wohnt und schläft die ganze Familie. Die 
Kinder liegen ganz nackt auf ihrem Lager ausgestreckt, und 
wenn sie cs eines gewissen Bedürfnisses wegen verlassen, so 
folgt ihnen der Hund, der schon weiß was es gibt, auf dem 
Fuße nach und laßt nichts Unreines zurück. 
Die Weiber bereiten das Essen für die Männer. Diese sez- 
zen sich nach dem Gebete in einen Winkel und essen nach Her¬ 
zenslust. Sind sie fertig, so versammeln sich die Weiber in ei¬ 
nem andern Winkel und essen was ihre Eheherren übrig gelassen 
haben. Sie kennen hier besser als an einem andern Orte die 
Ehrfurcht, die sie ihren Gebietern schuldig sind. 
Am Eingänge der Stube ist ein ziemlich großer Raum, der 
Aehulichkeit mit dem Vorzimmer der Lappen hat, und worin 
man den Vorrath aufbewahrt. Der Hof ist mit mehreren klei¬ 
nen Gebäuden umgeben, wovon jedes zu einem besondern Ge¬ 
brauche bestimmt ist; in einem sind die Kleider, in einem andern 
das Korn, das Vieh, das Heu, der Backofen rc. Die Kleidung 
ist sehr weit und warm. Die Schuhe sind, wie die Schuhe der 
Lappen, eine Art lederner Socken ohne Sohlen. Die Weiber 
gehen wie die Lappländerinnen gekleidet und tragen bleierne 
Aierathen am Gürtel, silberne am Halse und an der Mütze. 
Alles Geräth im Hause besteht in drei ärmlichen Lagern, einer 
Bank an der Wand, einem eisernen Topfe und einigen hölzer¬ 
nen Schüsseln und Löffeln. 
In andern Gegenden tragen die Bewohner Regcnschirmhüte 
von Leder, mit sehr breitem Rande. Eine solche Kopfbedeckung ist 
in einem Lande, wo es fast alle Tage regnet, sehr zweckmäßig. 
Alte Männer lassen auch ihren Bart wachsen, und gegen das 
Gebirge hin schert ihn keiner mehr ab. 
Im Innern des Landes sind die Leute sehr gefällig und nichts 
weniger als eigennützig. Die treuherzigen Menschen schwatzen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.