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mit stllcn Bekannten, auch mit Fremden, denen sie begegnen,
und begrüßen sie mir dem Namen Far (Vater) oder Mor
(Mutter). Manchem Reisenden kommt es anfangs sonderbar
vor, wenn er von einem alten Weibe, das seine Großmutter
seyn konnte, Vater genannt wird; aber bald gewöhnt man sich
an diese Sitte, die das Gepräge patriarchalischer Unschuld hat.
In dem südlichen Theile von Norwegen sind die Landesbe-
wohner ganz verschieden von den Küstenbewohnern in den Pro¬
vinzen Bergen und Drontheim. Die Häuser reicher Bonden
(Bauern) sind da in manchen Thälern, z. B. zwischen Chri-
stiania und Lunden, sehr zahlreich. Die Leute sind höflich, dienst¬
fertig, verbindlich. Sie suchen nichts zu ertrotzen, nichts durch
Schimpfworte und Drohungen zu erlangen. Das Innere ihrer
Häuser ist reinlich und bequem, und sie öffnen es willig den
Fremden. Besonders diejenigen Bauern, die zugleich Posthai¬
rer sind, empfangen die Reisenden auf eine Art, die den Be¬
wohnern der größten Städte Ehre machen würde.
25. Beschwerlichkeit der Landreisen in Norwegen.
In keinem Lande der Welt können die Reisen beschwerlicher
seyn, als auf der Küste von Norwegen von einer Hauptstadt
zur andern. Werft einen Blick auf die Charte dieses König¬
reichs, so wird euch das sogleich begreiflich werden. Man sieht
da auf der ganzen Seeseite nichts als tief in das Land drin¬
gende Meerbusen und hohe Gebirge. Diese sind so steil, daß
kein Fuhrweg darüber geführt werden kann. Und so oft man
mit Mühe und Noth eines überstiegen hat, wird man wieder
von einem furchtbaren Fiord aufgehalten. So nennt man die
Seen und Meeresarme, die sich zwischen den Gebirgen in das
Land ziehen. Manche sind wirklich entsetzenerregend, zumal
wenn plötzlich sich Stürme darauf erheben. Beim Einschiffen
weht öfters nur ein ganz schwacher Wind, aber unversehens ver¬
wandelt er sich in einen wüthenden Sturm. Schäumende Wo¬
gen füllen dann den Kahn mit Wasser und wirbeln ihn oft her¬
um wie einen Kreisel, so geschickt auch immer die geübten Schif¬
fer die Wellen zu vermeiden wissen. Und wohin sollen sie flie¬
hen, um ihrem Untergange zu entrinnen? Meistens sind rund
umher diese Fjords mit senkrechten ungeheuern Felscnwänden
umgeben, hinter welchen sich tausend bis zwölfhundert, ja drei
bis viertausend Fuß hohe Gebirge erheben, deren Gipfel sich in
den Wolken verlieren. Mit entsetzlichem Brausen brechen sich
im Sturm die Wogen an den Felsenmaucrn; selten findet sich
eine ruhige Bucht, die das gcängstigrc Fahrzeug aufnimmt, bis
das Meer wieder ruhig ist. Bisweilen erreicht man noch zu
rechter Zeit eine von den Leitern, auf welchen die Bergbewoh¬
ner von dem Wasser zu ihren Hütten hinaufsteigen, und findet
einen Zufluchtsort bei ihnen. Die armen Menschen haben kei-