Object: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.])

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sind im Wasser Delphine, Kabeljaue und Dorsche, in der Luft 
große Scharen von Möwen her. 
8. Mit keinem Lebewesen aber sind so viele andre Lebewesen 
gewandert und wandern noch mit ihm als mit dem Menschen. 
Hausmäuse und besonders Ratten finden sich in den entlegensten 
Winkeln der Erde, wo nur immer die Handelsvölker der Neuzeit 
bleibend oder auch nur einmal vorübergehend festen Fuß faßten. 
Schaben, Fliegen, Motten und zahlreiche Käferarten hat der Mensch 
in die fernsten Länder eingeführt. Und das geht hinüber und 
herüber. Amerikanische, asiatische und afrikanische Tiere zerfressen 
und zernagen in Europa unsere Möbel, Stoffe und allerlei Vorräte, 
und unsere Stubenfliege belästigt den Javaner so gut wie den 
Qubaner oder den Neuseeländer. Die Schiffe verbreiten zahlreiche 
Tiere von Meer zu Meer, durch den Kanal von Suez findet ein 
fortwährender Austausch von Tieren des Roten und solchen des 
Mittelländischen Meeres statt. 
9. Etwas ganz andres als diese gelegentlichen sind die 
regelmäßig wiederkehrenden Wanderungen der Tiere. Sehr viele 
Tiere, z. B. die Robben, Seehunde und Seeschildkröten, vor allem 
viele Fische, unternehmen ihre Wanderungen nur im Interesse 
ihrer Nachkommenschaft. Am merkwürdigsten sind von ihnen 
jene Fische, die zu bestimmten Zeiten vom Meer in die Flüsse 
aufsteigen oder umgekehrt das süße Wasser verlassen, um das salzige 
aufzusuchen. Zu jenen gehört u. a. der Lachs, zu diesen der Aal. 
Die Wanderungen der Lachse beginnen im Mai und dauern bis 
in den November. Zuerst begeben sich die weiblichen Lachse auf 
die Wanderschaft, später erst folgen die männlichen. 
10. Der Aal beginnt seinen Aufstieg in die Flüsse in den 
Frühlings⸗ und Sommermonaten als kleines, zartes Fischchen in 
Gesellschaft von Millionen von Genossen. Aber es sind nur die 
weiblichen Aale, die wandern. Bei ihrer Kleinheit, ihrer 
Geschmeidigkeit und ihrer Fähigkeit, an senkrechten Flächen in die 
Höhe zu klettern, können sie viel weiter als andre Wanderfische 
in die Flüsse aufsteigen und in fließende und stehende Gewässer 
gelangen, die jenen immer unzugänglich bleiben müssen. Im 
April und Mai des dritten Jahres nach ihrer Geburt, also wenn 
sie zwei Jahr alt sind, beginnen sie ihre Talfahrt, und im Dezember 
sind alle zweijährigen Aale, die es durchsetzen können, aus unsern 
süßen Gewässern verschwunden auf Nimmerwiedersehen. Denn 
wenn sie in das Meer gekommen sind und gelaicht haben, sterben sie. 
Deutsches Lesebuch. U. Teil. 
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