Full text: Europa's Länder und Völker

i8i 
Die Altstadt ist aber, ungeachtet ihres Namens, der neueste 
Theil der Stadt, weil sie zweimal abbrannte und neu und schö¬ 
ner nach einem bessern Plane wieder ausgebaut wurde. Bei je- 
demEckhause sind^ieEcken abgestumpft, damit die Wagen desto 
leichter von einer Straße in die andere einlenken können, wobei 
aber freilich diese Gebäude an ihrer Regelmäßigkeit verloren haben. 
Die Neustadt undChristianshaven sind jetzt die älteren Theile 
der Stadt. Sie wurden in den Jahren 15ÖÖ l>is i647 gebaut. 
In dieser Zeit wurde auch die Matrosenstadt errichtet, die aus 
mehr als dreißig regelmäßigen Straßen mit kleinen niedrigen 
Häusern besteht, die über dem Erdgeschoße nur selten noch ein 
Stockwerk haben. Ob aber gleich diese Hütten einzeln und ganz 
unansehnlich sind, so nimmt sich doch das Ganze keineswegs 
schlecht aus. Hier wohnen die Matrosen der Flotte und die 
Arbeiter, die bei dem Schiffbau angestellt sind. 
Auch ein Theil der Neustadt ist neu gebaut und mit großen 
Palästen und mit einer Menge ansehnlicher Gebäude geschmückt, 
die selbst in Städten wie London, Paris, Rom, Turin, Wien 
oder Berlin keine schlechte Figur machen würden. Vorzüglich 
schön nimmt sich hier ein großer viereckiger Platz aus, der aus 
vier Hauptgebäuden besteht und in vier Straßen sich öffnet. 
In der Mitte dieses Platzes prangt dio bronzene Statue des 
Königs Friedrich V. zu Pferde. In einem der vier Haupt¬ 
gebäude wohnte fönst der König, in einem andern der Prinz 
von Dänemark, in einem dritten des Königs Bruder. Das 
vierte ist die Deckadettcn-Akademie. Fast dieser ganze Theil 
der Stadt wird von Leuten von Stande und Vermögen bewohnt. 
Von der Altstadt hingegen haben meistens Kauf- und Gewerbs- 
lcute Besitz genommen. 
Ein anderer schöner Platz von Kopenhagen ist der neue kö¬ 
nigliche Markt, der größte in der Stadt, mit einer Menge an¬ 
sehnlicher öffentlicher und anderer Gebäude verschönert. Hier 
sieht man z. B. die Maler- und Bildhauer-Akademie, das Schau¬ 
spielhaus, das Artillerichaus, und in der Milte steht die mar¬ 
morne Statue Christians V. zu Pferde. 
Ein sehr interessanter Theil von Kopenhagen ist der schöne 
Hafen, in welchem die ganze dänische Flotte vor Anker liegt. 
Dieß hat freilich große Bequemlichkeit, aber auch große Nach¬ 
theile, theils wegen Feuersgefahr,'theils bei Blokaden undUeber- 
fällen in Kriegszeiten, wie denn wirklich in den letzten Kriegen 
zwischen England und Frankreich (tö07) die ganze dänische 
Flotte von den Engländern abgeholt wurde, weil sie den König 
von Dänemark in Verdacht hatten, er sey geneigt, sich mit den 
Franzosen zu verbinden. Der Kriegshafen stößt an den Hafen 
der Kauffahrteischiffe, oder vielmehr es ist nur Einer, doch so, 
daß die Kriegsschiffe von jenem durch Pfähle, oder durch eineArt 
von Gallerie abgesondert sind. An diesen Hafen stoßen einige
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.