Full text: Europa's Länder und Völker

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scher,räumen der ersten Reihe stehen vier Statuen von vergolde¬ 
tem Metalle, welche Kirchenväter vorstellen; in der zweiten 
Reihe die Bildsäulen der vier Evangelisten, welche die vorigen 
an Größe etwas übertreffen; in der dritten zwei Obelisken aus 
grünem Jaspis und die Bildsäulen des heiligen Jakobs und An¬ 
dreas, die wieder etwas größer sind, als die vorigen; in der 
vierten endlich, die nur aus zwei Säulen besteht, befindet sich 
ein Crucifix, zu dessen Füßen die heilige Jungfrau und Johan¬ 
nes liegen. An den Außenseiten der beiden Säulen stehen die 
Bildsäulen der Apostel Petrus und Paulus. 
Zu jeder Seite des Altars erhebt sich ein prächtiges Monu¬ 
ment, worin die Gräber Karls V. und Philipps II. sind. 
Die beiden Könige sind darin in ihrem königlichen Gewände, 
etwas größer als Lebensgröße, sammt ihren Gemahlinnen und 
Kindern, alle knieend in vergoldetem Metalle vorgestellt.^ __ 
Das Cbor ist bewundernswürdig, sowohl wegen seiner Größe 
als wegen seiner Schönheit. Man zeigt noch darin den Kirchen- 
si'tz, auf welchem Philipp II. als gemeiner Mönch der Messe 
beiwohnte. 
In dem Kloster werden eine Menge Reliquien aufbewahrt. 
Sie bestehen aus eilf ganzen Leibern, hundert und drei Köpfen, 
über sechs hundert Armen, Beinen und Lenden, und vierzehn 
hundert kleineren Reliquien, als Fingern von Heiligen, kleinen 
Knochen, Haaren und dergleichen. 
In der Sakristei der Kirche, die ein großer Saal von 103 
Fuß Länge ist, wird der Kirchenschmuck aufbewahrt, welcher der 
Pracht des Ganzen entspricht. Man wird durch die Menge der 
Reichthümer ganz geblendet: Diamanten, Perlen, Gold und 
Silber scheinen um die Verschönerung des Geräthes zu wetteifern. 
Aus der Kirche steigt man zum Pantheon oder dem unter¬ 
irdischen Gewölbe hinab, wo die spanischen Könige und die 
Mitglieder ihrer Familien beigesetzt werden. Fünf und zwanzig 
Stufen führen vor ein Gitterthor von vergoldetem Metalle. 
Hinter diesem Gitter steigt man noch vier und dreißig Marmor¬ 
stufen tiefer hinab und kommt nun zu dem eigentlichen Pan¬ 
theon, das gerade unter dem Hauptaltar ist und ungeachtet 
seiner Tiefe hifireichend Licht hat. Das Gewölbe ist ganz von 
Jaspis mit Verzierungen von Metall. 
In den Winkeln des Pantheons stehen 26 Urnen von schwar¬ 
zem Marmor, worunter noch ein Drittel leer ist. Jeder Aschen¬ 
krug ruht auf vier Löwenklauen von vergoldetem Metalle. Die 
vollen sind mit dem Namen der Personen überschrieben, deren 
Asche sie enthalten. Die Urnen der Könige stehen zur Rechten, 
die der Königinnen zur Linken. In das eigentliche Pantheon 
werden nur die Könige und diejenigen Königinnen gebracht, die 
Kinder geboren haben. Die Leichname der unfruchtbaren Köni¬ 
ginnen , der Prinzen und Prinzessinnen werden in zwei andern
	        
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