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Gewölben neben dem Pantheon beigesetzt. In diesen befinden
sich auch zwei und zwanzig Könige, die vor Anlegung des Pan¬
theons starben. — Das Ganze dieses Begräbnisses ist prächtig,
flößt aber nicht den heiligen Schauer ein, den man in einem
Todtcngewölbe erwarten sollte, das die Ueberbleibsel so vieler
Könige enthält.
Das Hauptkloster hat zweihundert und zehn Fuß in's Ge¬
vierte und ist mit Marmor gepflastert. Die Faoaden (Vorder,
seiten) bestehen aus acht und achtzig Schwibbogen mir Säulen
von den besten Verhältnissen. Dieses Kloster führt zu einer schö¬
nen, großen, hellen, bequemen Treppe, auf welcher man in das
obere Kloster kommt, das mit einer Menge vortrefflicher Ge¬
mälde von großen Meistern geschmückt ist.
Es sind zwei Bibliotheken im Eskorial, wovon die erste je¬
dem Wißbegierigen offen steht. Sie mag ungefähr 12,000Bände
enthalten, die in einem prächtigen Saal, in zierlichen Schrän¬
ken von dem schönsten und kostbarsten Holz, aufbewahrt werden.
Die zweite Bibliothek ist nicht so schön und auch nicht zum öf¬
fentlichen Gebrauche wie die erste.
Die Gärten des Eskorials sind groß, aber unregelmäßig.
Der Thiergarten enthält Teiche, Wälder und eine Menge Wild.
Philipp II., der Erbauer dieses Palastes, bewohnte ihn
sehr gern, weil derselbe sein Werk war; auch ließ er, so lange
er lebte, nicht ab, ihn zu bereichern. Alle Malereien und an¬
dere Seltenheiten, die man noch da sieht, ließ er größtentheils
selbst hinschaffen.
Hält der Hof sich nicht hier auf, so ist das Gebäude weiter
nichts als ein geräumiges Kloster. Hingegen verwandelt sich
bei der Ankunft des Hofes das Kloster sogleich in einen Palast,
die Mönche werden auf die Mittags- und Abendseite verwiesen,
und die vornehmsten Zellen dienen der königlichen Familie und
ihrem Gefolge zu Wohnungen.
Der Haupteingang des Eskorials wird für die Könige von
Spanien und die Prinzen ihres Hauses nur allein bei zwei feier¬
lichen Gelegenheiten geöffnet: wenn sie das erste Mal nach ih¬
rer Geburt in den Palast kommen, und nach ihrem Tode, wenn
ihr Leichnam in der Gruft, die ihn erwartet, beigesetzt werden soll.
7. Schilderung der Spanier.
Im Durchschnitte sind die Spanier mehr klein als groß, ma¬
ger, aber gut proportionirt. Ihre Haut ist olivenfarbig, ihr
Gang ernsthaft, ihr Ausdruck gefällig und gut. Sie tragen
ihre Mäntel mit ziemlichem Anstande. Zu ihrer Vertheidigung
tragen sie einen langen Degen an der Seite. Ihre Lieblings-
sarbe zu Kleidern ist schwarz, sobald sie aber die Nationalklci-
dung mit der französischen vertauschen, so wählen sie die lebhaf¬
testen Farben. Es ist nichts Seltenes, einen gemeinen Handwerks-