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den die Engländer die Tongcber; kurz, einmal aus dem Ruhe¬
punkte des Herkommens gebracht, schwanken die Sitten der Ham-
burgerinnen hin und her.
Was ihre Gestalt betrifft, so hat sie die Natur gewöhnlich mit
Körperfülle, frischer Gesichtsfarbe, hellbraunen Haaren und sanf¬
ten , blauen Augen ausgestattet. Meistens sind sie von gutmü¬
thiger, heiterer Laune.
Die vornehmen Kaufmannsfrauen sind den ehemaligen reichs¬
städtischen Frauen im Geringsten nicht mehr ähnlich. Sie leben
auf dem Fuß der Damen von der großen Welt zu Paris, Wien
und Berlin. Keiner fällt es mehr ein, wie sonst, die Kinderstube
oder Küche und Keller zu besuchen; lieber lassen sie sich von der
Amme oder dem Hofmeister erzählen, was die Kinderchen ma¬
chen, ob sie fromm und gesund sind, und hübsch lernen. Um
eilf Uhr erscheint an der Toilette der Koch mit seinem Küchenzet¬
tel für den Mittag; die Speisen werden gemustert und zugleich
die nöthigen Befehle wegen des Gastmahls gegeben. Es erhalten
nun die Schneider, Putzmacherinnen und Modehändlcrinnen Au¬
dienz, und es werden die wichtigsten Angelegenheiten mit ihnen
besprochen. Erst um drei oder vier Ubr erscheint die Tischgesell¬
schaft. Die Zeit bis dahin wird mit Romanenlesen hingebracht.
Bis 5 oder 6 Uhr sitzt man an der Tafel; die Dame nimmt ihren
Platz zwischen zwei jungen Herren, wo möglich einem Englän¬
der und einem Franzosen, und erhebt ihre Stimme über Alle.
Es wird laut über die Neuigkeiten des Tages, über Theater und
schöne Literatur abgesprochen. Nach Tische setzt sich die Dame
an das Fortepiano und spielt irgend ein Stück aus einer Ouver¬
türe von Mozart, und läßt dabei die drei Diamanten an ihrer
Hand funkeln; die Männer aber stehen in stille Bewunderung
versunken um sie her, ganz leise ihren Kaffee schlürfend. Lautes
Händeklatschen und das schmeichelhafteste Lob ist der Lohn ihres
Meisterspiels, wäre es auch nicht so gar meisterhaft gewesen. Um
sechs Uhr fährt man in das Theater, zum Spiel und Souper.
So schließt sich zwei Stunden nach Mitternacht der schöne Tag.
Indessen leeren ein Paar bedeutende Unglücksfälle und der
unsinnige Aufwand der Hausfrau die Kasse des Mannes; er
macht Bankerott und wird Makler. Jetzt verschwindet seine
Hausehre eine Zeit lang aus der Gesellschaft und grämt sich in
häuslicher Stille, bis der Gemahl einen neuen Handel etablirt
hat; dann wird der muthige Postzug wieder angeschafft und die
glänzende Tafel wieder gedeckt.
Die Töchter sind das Bild der Mutter. Um die Wirthschaft
bekümmern sic sich nicht; aber sie tanzen wie die Grazien, singen
wie die Nachtigallen, malen wie Angelika Kaufmann und haben
Verstand wie ein Engel.