Full text: Europa's Länder und Völker

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Die Göschwißer Höhle im Weimarischen. 
Die sächsischen Fürstenthümer sind ziemlich reich an Höhlen; 
doch nicht so sehr wie das Gebirge um Streitberg, im ehemali¬ 
gen Fürstenthnme Baireuth, wo wir einige der Muggendorfer 
Höhlen beschreiben werden. 
Im Fürstenthnme Weimar befindet sich bei dem adeligen 
Gute und Dorfe Gdschwitz die Göschwitzer Höhle, die 
von demselben ihren Namen hat. 
Diese Höhle ist nicht trocken, wie manche andere, sondern 
sie tropft beständig und legt einen helldurchsichtigen grauen oder 
röthlich-grauen Kalksinter an. In einem langen Gange steht 
das Wasser einige Zoll hoch. Und so, wie in dem Hörschelloche, 
ist auch hier ein Loch voll Wasser, gegen 26 Ellen tief, aber nur 
7 Schuh im Durchmesser haltend. Dieses Wasser ist aber weder 
zum Waschen, noch zum Fleischkochen brauchbar. 
Die fürstlich Waldeckischen Lande. 
Das Waldeckische gehört zu den höchsten Landern Deutsch¬ 
lands. Die Luft ist kalt, und eben deßwegen sind die Baume 
in den vielen Waldungen, wenigstens in der nördlichen Hälfte 
des Landes, für ihr Alter und'ihre Stärke nur kurzstämmig. 
Auch finden sich die weißen und schwarzen Spielarten von Thie¬ 
ren, die sonst nur nördlichen oder sehr hoch liegenden Erdstrichen 
-eigen sind, hier häufiger als in andern Gegenden, z. B. Herme¬ 
line oder große Wiesel, die Jahr aus Jahr ein, selbst mitten im 
Sommer, ihre weiße Farbe behalten; schwarze Eichhörnchen u.s.w. 
Des steinigen Bodens ungeachtet ist das Land sehr fruchtbar. 
Getreide wird in Menge gebaut; es nährt daher nicht nur reich¬ 
lich seine 5o,ooo Bewohner, sondern es kann auch noch von dem 
Ueberflusse ins Ausland verführt werden. Auf die sandigen Aek- 
ker, die sich hier und da finden, streut der Landmann absichtlich 
Steine, weil sich das Regenwasser unter ihnen sammelt und die 
Erde feucht erhält. 
Die Berge liefern Kupfer, Eisen, Blei, Marmor und viele 
andere Mineralien. Zu Hause beschäftigen sich die Waldecker viel 
mit Garnspinnen, mir Wollen - und Zeugweberei. 
Für den Waldccker hat sein gebirgiges Vaterland und das Le¬ 
ben in demselben nicht geringere Reize, als für den Schweizer 
das seinige. Daher wird er auch, besonders in ebenen Landen, 
nur allzuoft von einer schmerzlichen Sehnsucht nach demselben be¬ 
fallen, die bisweilen in eine lebensgefährliche Krankheit, das 
Heimweh, übergeht. Solcher Beispiele kamen besonders viele 
zur Zeit vor, da em Theil der waldeckischen Mannschaft in Hol¬ 
land stand. Unter diesen zeichnete sich vor andern ein Waldecker
	        
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