Full text: Europa's Länder und Völker

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wird zum Theil gedörrt, zu Branntewein und vornemlich zu 
Most gemacht. Eine eigenthümliche sehr schmackhafte Obstart 
ist die Stuttgarter Birne, gewöhnlich Geiöhirtlein -mannt; 
wälschc Nüsse gibts ziemlich, auch einige Mandelbäun^. Noch 
wichtiger ist der Weinbau, der besonders im Tauber- und Nek- 
karthal und den Seitenthälern des letztem und am Bodensee ge¬ 
trieben wird. Die vorzüglichsten Weine gewinnt man bei Uhl¬ 
bach, Fehlbach, Stetten, Heppach, Korb, Mundelsheim, Bes¬ 
sigheim, Lichtenberg, Maulbronn, Weinsberg und im Taubcr- 
ryal; man gewinnt in mittleren Jahren etwa i3o,ooo Eimer, 
das Jahr 1811 aber gab 1 Million Eimer trefflichen Weins. Die 
Wälder sind zahlreich, jedoch ist an etlichen Orten Mangel an 
Holz, vieles geht auch zum Schiffbau nach Holland. 
Auch die Viehzucht ist in diesem gesegneten Lande sehr bedeu¬ 
tend. Es sind gegen 700,000 Stück Rindvieh, 5oo,ooo Stück 
Schafe, i3o,ooo Schweine und 86,000 Pferde vorhanden. Eben 
so gibt es auch verhältnißmäßig Geflügel in beträchtlicher Menge, 
und überdem fehlt cs weder an Fischen noch an Wildpret; Bie¬ 
nenstöcke gibts 48,000. 
Die Bergwerke liefern etwas Kupfer, viel Eisen, Kobalt, 
Vitriol, auch ein wenig Silber. Man bricht überdieß in den 
Gebirgen schönen Marmor, Quader- und Mühlsteine, Gyps, 
Schiefer, Steinkohlen u. s. w., sticht Torf und hat neuerdings 
sowohl Quell- als Steinsalz in hinreichender Menge. 
Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 1,446,000. Wür- 
temberg ist also stärker bevölkert als die Königreiche Sachsen und 
Hannover, aber nicht halb so stark als Baicrn. Größtentheils 
sind die Würtembergcr lutherischer Religion; doch gibt es auch, 
besonders in den ehemaligen Abteien und anderen Sriftsgebieten, 
viele Katholiken (446,000), etliche Rcformirte (2400), und Ju¬ 
den (8900). 
Es herrscht in Würtemberg, obwohl die Zahl der eigentlichen 
größern Fabrik-Anstalten gering ist, ein starker Gewerbsfleiß, 
den die Regierung eifrig zu ermuntern sucht. Von Metallen wird 
besonders Eisen verarbeitet, und die Arbeiten der Gießerei zu 
Wasseralfingen haben sich neuerdings viel Ruhm erworben, 
Friedrichsthal aber liefert guten Stahl und viele Sensen. 
Auch die Messerschmiede und Silberarbeiter liefern geschätzte Ar¬ 
beiten. Man verfertigt ferner Glas von geringerer Sorte, Fayence 
und viel Töpferwaaren. Wichtig ist die Spinnerei und Weberei 
in Flachs und Hanf, deren Hauptsitz die Alp ist; man macht auch 
feinere Linnenzeuge und Spitzen, spinnt und webt viel Baum¬ 
wolle und Wolle, auch etwas Seide, brennt Branntewein, Kir- 
schengcist und Liqueure und bereitet ziemlich Tabak. Wichtig ist 
auch die Fabrikation von Wolle und Leder; eine Menge Holzwaa¬ 
ren, besonders Uhren werden auf dem Schwarzwalde verfertigt, 
in Ulm und Geißlingen gibt es viele Drechsler.
	        
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