Full text: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

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mühsam gesammelt hatten. Sie fühlten Mitleid mit ihm und boten 
dem Erschöpften die erste Labung nach langer Zeit. Der Bauer 
molk seine beiden Kühe, und die Tochter schenkte ihm zwei 
Birnen, die sie für den eigenen Durst zu sich gesteckt hatte. Mit 
einem herzlichen »Vergelt's Gott!« schied er von den guten 
Menschen. 
Da die Karten, mit denen Graf Zeppelin sich im Augenblicke 
des Überfalls beschäftigt hatte, im Schirlenhofe liegen geblieben 
waren, so mußte er sich mühsam einen Weg durch das rauhe, 
unwegsame Waldgebirge suchen, ln tiefer Nacht erreichte er 
Sulzbach und wagte es, hier den Rest der Nacht zu verbringen. 
Am nächsten Morgen mußte er eine weite Strecke auf einer von 
feindlichen Streifwachen stark begangenen Straße reiten. Da kam 
ihm zustatten, daß er ein Pferd mit französischer Aufzäumung ritt 
und daß damals die Uniformen der verschiedenen feindlichen 
Truppenteile in der französischen Armee selber noch nicht allge¬ 
mein bekannt waren. Durch unbefangene und zuversichtliche 
Haltung suchte er die Feinde möglichst zu täuschen. 
Voll Dankes gegen Gott für seine Rettung betrat er bei 
Schönau in der Rheinpfalz den deutschen Boden wieder. Er traf 
dort auf bayrische Vorposten. Von hier hatte er noch beinahe 
acht Meilen bis Karlsruhe zurückzulegen, wo er, zum Tode er¬ 
schöpft, am Abend des 26. Julis ankam und meldete, daß Mac- 
Mahons Divisionen zwischen Hagenau und Bitsch aufmarschiert 
Waren. Theodor Fontane. 
145. Aus der Fröschweiler Chronik. 
I. 
Schon im Laufe des 4. Augusts kamen die Truppen massen¬ 
haft von Reichshofen herüber: Artillerie, Fußvolk, Zuaven usw. 
Wir können sie nicht mehr alle besonders namhaft machen; die 
Menge war zu groß, das Getümmel zu verworren. Auch wurden 
sie je nach ihren Divisionen und Brigaden rechts gegen Elsaßhausen, 
Mörsbrunn, vorwärts gegen Wörth, links gegen Langensulzbach, 
Nähweiler abgeordnet und in Schlachtordnung aufgestellt. Die 
Generale Ducrot, Raoult, d’Herillier usw. waren alle hier, kamen 
und gingen, ordneten, kommandierten, planten, so gut es gehen 
mochte. Ihre größte Verlegenheit und Besorgnis waren die Karten. 
Sie kannten, weiß Gott, das Elsaß nicht und hatten eben keine
	        
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