Full text: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

Der Scknec 
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tcv sie Gelegenheit benützte, welche ihm seine Polarreisen darboten, um 
nicht nur einige der inerkwürdigsten Figuren zu skizziren, sondern^ auch die 
Krystalle selbst zu messen. Dieser Mann hat die verschiedenen Form¬ 
modifikationen in Klassen gebracht. Es würde jedoch dem Charakter 
dieses Werkes nicht entsprechen, wenn wir seine Resultate im Detail 
anführen wollten. 
Die Summe des an einem Ort fallenden Schnees richtet sich also nach 
der mittlern Temperatur, oder mit andern Worten, nach der geographischen 
Breite, Erhebung und Lage eines Orts. In der heißen Zone fallt daher 
der Schnee nur in bedeutende» Höhen; z. B. in Paramos in Ouito erst 
in einer Höhe von l 1,400, in der Hochebene von Antisana in 12,600 pa¬ 
riser Fuß. An: dichtesten und in größter Menge fällt der Schnee in den 
nördlichen Gegenden; so fiel z. B. in Gcbostadt 1807 der Schnee gegen 
20, in Lenvig 12, in Finnniarken 18, in Newyork 1741 sogar 16 Fuß 
hoch. In Norwegen ist der Schneesall (wie auch in Rußland beim soge¬ 
nannten Winterburan, S. 95.) oft mit schrecklichen Stürmen verbunden, oder 
von einen! feinen, überaus dichten Schneenebel begleitet, der den Augen 
und Lungen sehr nachtheilig ist, wie der ebenfalls häufige, von endemischen 
Augenkrankheiten begleitete Staubschnee. Nach Scorcsby schneit cs 
in den Polargegcnden während des Aprils und der zwei folgenden Monate 
9 Tage unter 10. Die größten Schueefällc kommen immer dann vor, 
wenn eine feuchte, von der See aufsteigende Luftschichte mit einem kalten, 
von der Oberfläche des Eises herwehenden Winde zusammentrifft. Die 
Bewohner dieser unwirthlichen Gegenden mauern sich während der un¬ 
freundlichsten Jahreszeit in ihre Hütten ein; sie müssen dann jede Oeff- 
nung verstopfen, um so das Eindringen der kalten Atmosphäre zu ver¬ 
hindern. Denn käme diese herein, so würde der Dampf der eingeschlosse¬ 
nen Luft augenblicklich gefrieren und als Schnee herabfallen. 
Man hat die Bemerkung geniacht, daß der Schnee in den Polargc- 
genden cvft eine rothe und orangegelbe Farbe annimmt. Diese Erscheinung 
soll nach der Ansicht Einiger aus dem Vorhandenscyn mineralischer Sub¬ 
stanzen in dem verdichteten Dampf oder vielmehr dem gefrorenen Wasser 
herrühren; während Andere glauben, daß sie durch darunter befindliche 
animalische und vegetabilische Stoffe erzeugt werde. Der rothe Schnee 
in den Alpen rührt z. B. von einer Algenart, ?rotococcus nivalis, her, 
welcher noch im Schnee fortkommt. 
Oft sind die Schneestürme von einer leuchtenden Erscheinung beglei¬ 
tet. Dieses seltsame Phänomen ist häufig beobachtet worden und wir er¬ 
wähnen nur eines sehr merkwürdigen Beispiels. Die Erscheinung wurde im 
Jahr 1 Bl 3 von einer Gesellschaft am Loch Awe in Argyleshire (in Schott¬
	        
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