Object: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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Bürgern jeder Klasse wogten durch die Straßen der unermeßlichen 
Hauptstadt und stießen durch Geschrei eine beispiellose Unzufriedenheit 
aus. Am folgenden Morgen waren die Zusammenrottungen noch 
zahlreicher und erbitterter, die Truppen von der Garde und der 
Gensd'armerie gaben schon an mehren Platzen Feuer auf sie, nur 
die von der Linie nahmen keinen Theil am Kampfe. Mit dem 
Schrei: „Es lebe die Linie! nieder mit der Garde!" wurden an 
mehren Straßenausgangen mit ausgespannten Wagen und abge- 
haucnen Baumen Barrikaden oder Sperrungen gebildet; auch das 
Straßenpflaster ward aufgerissen, und die Steine entweder zu 
Barrikaden gebraucht oder in die nachstgelegenen Hauser getragen, 
um sie aus den Fenstern auf die Karlisten — so nannte man 
die Anhänger des Königes — herabzuschleudern. Drei Tage hin¬ 
ter einander war ein wüthender mörderischer Kampf in den Stra¬ 
ßen von Paris. Der Donner des Geschützes erschallte wie in 
einer mit Sturm eroberten Stadt, das Blut floß in Strömen. 
Besonders zeichneten sich die polytechnischen Schüler aus, die 
durch den Muth und die Geschicklichkeit, mit welchen sie die 
Angriffe der Volksmassen leiteten, und durch ihre edele Sorgfalt 
für die Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, 
sich die allgemeine Achtung erwarben. Man sah sie zu Pferde 
steigen und sich an die Spitze der Nationalgarde stellen, die sich 
glücklich schätzte, so jungen aber würdigen Anführern Folge zu 
leisten. Am 29. hatten endlich die Bürger ihren Sieg vollendet; 
die Garde und Gensd'armerie flohen nach St. Cloud, wo sich 
der König Karl wahrend der drei Schreckenstage aufgehalten hatte. 
Die Linientruppen traten auf die Seite der Bürger; der General 
G^'rard übernahm den Oberbefehl über sie, und der alte Lafayette 
trat wieder, wie im Jahre 1789, an die Spitze der National¬ 
garde. Sogleich schritten die Deputirten zur Wahl eines neuen 
Königes. Die ganze altere Linie der Bourbons wurde des Thro¬ 
nes verlustig erklärt, und der Herzog von Orleans unter dem 
Namen Ludwig Philipp zum König der Franzosen ernannt. 
Die Minister büßten ihr Beginnen mit lebenswierigec Gefan¬ 
genschaft.
	        
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