Die neuen Planeten.
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Die Verhältnisse der kleineren neuentdeckten Planeten sind noch nicht
ganz zuverlässig ermittelt, und wir geben deßhalb ihre Zahlverhältniffe
der mittleren Entfernung, Nmlanfszcit und ihres Aequatorial-Durch-
meffers nicht. Wer sich dafür interessirt, findet sie in den verschiedenen
neueren Compendien der Astronomie, und in den Jahrbüchern der haupt¬
sächlichsten Sternwarten.
Das neunzehnte Jahrhundert war den astronomischen Entdeckungen
außerordentlich günstig, nnd besonders das letzte Jahrzehnt hat die be¬
deutendsten Erfolge der Wisienschaft gesehen. Asträa, Neptun, Flora und
alle die neueren Planeten welche in obiger Tabelle fehlen, sind in den
letzten fünf Jahren entdeckt worden, und wir dürfen mit Stolz sagen:
der Anstoß zu ihrer Auffindung ging von Deutschland aus. Schon
früher hatten einige Astronomen die Vermuthung aufgestellt, die vier
Asteroiden oder kleinen Planeten Vesta, Juno, Eeres und Pallas müßten
Trümmer eines zu Grunde gegangenen größeren Sternes sehn, der einst
zwischen Mars nnd Jupiter um die Sonne kreiste, und es sehe sehr
wahrscheinlich, daß man noch später, bei größerer Vervollkommnung der
optischen Instrumente, weitere Stücke desselben als unabhängig kreisende
Planeten entdecke. Einem Deutschen war es vorbehalten, die Richtig¬
keit dieser Muthmaßung zu bewähren. Ein Herr Henke in Driesen
(im königl. preußischen'Regierungsbezirk Frankfurt an der Oder), früher
Postsekretär, welcher sich von gewissen Himmelsgegenden ganz genaue
Karten verfertigt hatte, bemerkte am 8. Decenrber 1845 einen Stern
neunter Größe an einer Stelle, wo er sonst, wiewohl ihm diese Him¬
melsgegend sehr bekannt war, keinen bemerkt hatte, sowie sich auch auf
den Karten an dieser Stelle kein Stern verzeichnet fand. Weitere Be¬
obachtungen setzten das Fortrücken dieses Fremdlings außer Zweifel nnd
ergaben bald, daß er ein Planet ist, welcher mit den vier bereits be¬
kannten kleinen Planeten rücksichtlich seiner Bahn die größte Aehnlichkeit
hat. Man hat ihn Asträa genannt. Nach den Berechnungen des Herrn
Dr. Galle, welche übrigens durch die fortgesetzten Beobachtungen noch
einige Aenderung erleiden werden, im Wesentlichen aber die Bahn hin¬
länglich bestimmen, hat dieser neue Planet eine mittlere Entfernung von
der Sonne, die ungefähr 53 Millionen Meilen beträgt, so daß er mithin
zwischen Juno und Vesta steht. Die Neigung der Bahn gegen die Erdbahn
beträgt etwas über 5 Grad und die Nmlaufszeit ungefähr 1512 Tage.
Der zweite neuere Planet, der entfernteste unseres Sonnensystems,
wurde auf eine noch merkwürdigere Weise, und eher erfunden als ge¬
funden, nämlich durch rein theoretische Untersuchungen und Berechnungen.
Schon lange hatten nämlich die Astronomen, welche die Bewegungen des