Full text: Geschichte des Mittelalters (Th. 2)

Uebersicht der Sittengeschichte des Zeitraums. 197 
Kunst durch die Erfindung des Linnenpapiecs und hatte den be¬ 
deutendsten Einfluss auf Verbreituug der Wissenschaften und auf 
andre Kunsterfindungen. — Aber auch in andern Zweigen der 
Künste und des Gewerbes zeigte sich der erfindende Sinn der 
Zeit. So gehört die Erfindung der Pulver-, Papier- und Walk¬ 
mühlen, die Ausbildung der Thurmuhren in den Städten, die 
erste Bereitung des Branntweins (aqua vifae) als Arzneimittel 
schon um 1300, der Mumme (in Braunschweig 1489), des Ein¬ 
salzens der Heringe (Beükelzoon f 1397), die Erfindung der 
Stecknadeln u. a. m. in diese Zeiten. — Das Morgenland 
steht in diesem allen weit zurück. — cl. Wissenschaft. Während 
im Morgen lande durch Trennung der religiösen und wissen¬ 
schaftlichen Bildung, durch Tyrannei der vereinten geistlichen und 
weltlichen Macht, durch den kleinen Kreis freier und dann ge- 
waltthätiger Herren und die Verwahrlosung und Unterdrückung 
des Volks die Wissenschaften immer mehr sanken, hoben sie sich 
im Abend lande durch die wissenschaftliche Richtung und Studien 
der Geistlichkeit, den Kampf zwischen Hierarchie und Kai¬ 
serthum, den großen Kampf in der Kirche selbst, die Kraft¬ 
entfaltung vieler einzelner freien Kreise und den sich bilden¬ 
den, für Volkslehrer begeisterten, Bürgerstand immer mehr. 
Als das oftrömische Reich, der todte Bewahrer alter Gelehr¬ 
samkeit, immer mehr sank und durch die Versuche das Abend¬ 
land mit Constantinopel zu verbinden, dann aber durch die Er¬ 
oberungen der Türken auch die byzantinischen Gelehrten, wie 
Manuel Chrysoloras, Theodorus Gaza und Cardinal Ves¬ 
sar ion, mit ihren Schätzen nach Italien kamen, entstand ein 
neües Leben der Wissenschaft, das von großen Männern, wie 
Petr archa und Boccaccio und von den Mediceern und an¬ 
dern Fürsten, welche gelehrte Gesellschaften (die platonische unter 
Marsilius Ficinus, f 1499, in Florenz) errichteten, gefördert 
und verbreitet wurde. Nun strömten auch deütsche Jünglinge, 
zuerst vom edlen Mystiker Thom as a Kempis aufgefordert, nach 
Italien und brachten die Schätze der Wissenschaft nach Deütsch- 
land. Eben so blühten und vermehrten sich die Universitäten. 
Es wurden in diesem Zeitalter gegründet in Deütschland nach 
dem Muster der Pariser Universität Prag 1348, Wien 1365, 
Heidelberg (1346) eingeweiht 1386, Erfurt 1392, im vier-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.