Full text: Geschichte des Mittelalters (Th. 2)

198 Geschichte des Mittelalters. V. Zeitr. 3. Cap. §-166. 
zehnten Jahrhundert Leipzig 1409, Rostock, Tübingen (1477) 
u. a. m. Auch in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal 
werden mehrere Universitäten errichtet, in der Schweiz Basel, 
im Norden Upsala 1476, Kopenhagen 1479. — Der Jugend- 
unterricht erfreüte sich durch den Karlhaüser Gérard Groote 
(ck 1384) in Devcnter einer großen Verbesserung, indem Groote, 
um die Jugend zur Frömmigkeit zu bilden lind das Volk zu be¬ 
lehren, in Deventcr eine praktische Erziehungs- und Unterrichts¬ 
anstalt gründete und eine Congrégation <vii,i6 communis, Hiero- 
nymianer genannt) zu diesen Zwecken vereinte. Aus seiner Schule 
ging auch Thomas a Kempis hervor und er sowohl als Rudolf 
Agrícola, Rudolf Lange, Alexander Hegius u. a. wurden Ver¬ 
breiter der Wissenschaft und Vorläufer der Reformatoren. — 
Philosophie. In der scholastischen Philosophie, welche sich 
bis an's Ende des Mittelalters erhielt, aber mit dem Aufblühen 
der humanistischen Studien zu sinken begann, zeichneten sich 
neben Johann Duns Skotus (f 1308), dem Stifter der 
Skolisten, der Dominikaner Durandus von St. Pourcain 
(ss 1333), der spitzfindige R aimundus Lull us (ch 1315) und 
der kühne, gegen Papst und Philosophie gleich unerschrocken 
kampfende Franziskaner Wilhelm Occam aus, welcher die neüe 
Schule der Nominalisten gründete. Diesen allen traten die 
edlen Mystiker entgegen, unter denen der als trefflicher Prediger 
berühmte Domikaner, Joh. Ta ul er in Straßburg '(-j- 1361), 
Johann Ruysbroech, Prior in Grünthal in Brabant (1-1381), 
welcher schon in Schwärmereien sich verirrte, der edle Johann 
Gerson, Canzler in Paris (-j-1439) und Thomas Hamerken, 
a Kempis genannt, dessen Buch de imitatione Christi noch im¬ 
mer ein segensreiches Erbauungsbuch ist, hoch verehrt werden. — 
Die neüern Platoniker und Aristo tel iker in Italien, wie 
Ficinus und Joh. Pieus v. Mirándola werden durch Vermischung 
des Heidnischen und Christlichen dem Glauben gefährlich. -- 
Die historische Literatur wird schon mehr in lebenden Sprachen 
behandelt. So schreibt Giovanni Villani (ss 1348) aus 
Florenz die Geschichte seiner Zeiten italienisch, Peter von Ayala 
die Geschichte Castiliens von 1350 bis 1406 castilisch und Jean 
Froissart aus Valenciennes (ss 1401) die Geschichte seiner 
Zeit, vorzüglich Frankreichs und Westeüropa's von 1326 bis
	        
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