Full text: Erster Band, Deutschland im Allgemeinen enthaltend (Bd. 1)

144 Deutschlands Boden, daS mährische Gebirge, der thüringer Wald. 
22. 
DaS mährische Gebirge. 
Das mährische Gebirge, vom südlichsten Theil des ElbgebieteS 
biS an den Ursprung der glatzer Neisse (bis jetzt das unbekannteste Ge¬ 
birge Deutschlands) zieht in Richtung von Südwest nach Nordost, einen 
Theil der Scheide zwischen dem obern Elbgebiete und dem Donaulande 
bildend. Es hat einen breiten, wenig ausgezeichneten Hauptrücken, und 
eine Länge von 36 Meilen; fällt steiler nach Südost, als gegen Nordwest 
ab, und besteht aus abgerundeten und abgeplatteten Erhebungen, die nicht 
bedeutend über die hochgelegene Umgegend hervorragen. Die Thäler sind 
Queerthäler, die meist senkrecht auf dem Wassertheiler stehen. 
23. 
Der thüringer Wald. 
Der thüringer Wald schließt sich nordwärts an den Franken« 
wald, beginnt mit dem Joche bei Limbach, im Norden von Steinheide, 
wo Werra und Schwarza ihren Ursprung haben, und zieht sich, in Rich¬ 
tung von Südost nach Nordwest, auf der rechten Seite der Werra, in ge¬ 
rader Linie 12 Meilen lang, bis an die Mündung der Hörsel. Der zu- 
sammenhängende, nach beiden Seiten abgerundete, Kamm des Gebirges 
ist nicht breit, und dem östlichen Fuße fast noch einmal so nahe, als dein 
westlichen, weßhalb der Abfall nach der Nordseite im Allgemeinen kürzer 
und steiler, als nach der Südwestseite, ist. Am breitesten ist der Gebirgs* 
kämm zwi'chen Suhl und Ohrdruf, wo die höchsten Punkte dieses Gebir¬ 
ges, der Beerberg, Schneekopf und Finsterberg, liegen. An den schmälsten 
Stellen des Kamines kann man in die nächsten Thäler beider Abhänge 
zugleich hinabsehen. Diese schmalen Stellen des Rückens nennen die 
Bewohner des Gebirges Sattelrücken. Es senkt der Kamm des Ge¬ 
birges, wenn man ihn von der Seite betrachtet, sich bald sanft abwärts, 
bald steigt er allmählig an. Auf ihm läuft, wie auf dein Frankenwalde, 
ein Weg hin, der an vielen Stellen fahrbar, an manchen Orten mit Bäu¬ 
men verwachsen ist, überall aber mit wenigen Kosten brauchbar gemacht 
werden könnte. Dieser Weg, welcher Rennsteig genannt wird, geht häufig 
über die höchsten Kronen des Gebirges, die sämmtlich abgerundet, und 
mit Gras und Haidekraut oder mit Wald bewachsen sind, und bauchige 
Hänge haben. Die Thäler deö thüringer Waldes, welche auf der nord¬ 
östlichen Seite kürzer und tiefer sind, als auf der südwestlichen Seite, sind 
meistens Queerthäler, weit im Verhältniß zu ihrer Länge, und haben 
nicht sehr steil ansteigende, gewöhnlich bewaldete, Hänge und wiesige Sohlen. 
Da auf der Ostseite das anliegende Land mehr geebnet ist, als nach der Westseite,
	        
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