Object: Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben

56 Ortskunde. 
Der Rüsternbaum. 
Zu der Feldmark des Dorfes Förderstedt gehört ein Teil der Feldmark des 
wüsten Suxdorf; den anderen Teil hat die Gemeinde Atzendorf im Besitz. In jener 
Feldmark liegt der „Luxdorfer Teich". Hier steht mitten im freien Felde auf Atzen- 
dorfer Gebiet ein alter Rüsternbaum, ein Zeuge früherer Jahrhunderte. Vier Männer 
können ihn kaum umspannen. Von ihm geht die Sage: In grauer Vorzeit, als 
Luxdorf noch stand, geriet der Sauhirt mit dem Schäfer wegen der Weide in Streit 
und erschlug ihn mit seinem Stabe. Den Leichnam verscharrte der Sauhirt sodann. 
Als ihm von den Nachbarn auf den Kopf zugesagt wurde, daß er den Schäfer 
ermordet, habe er vermessen gerufen: „So wahr mein Stab nie grünen kann, so 
wenig bin ich schuldig." Dabei hat er diesen in die Erde gestoßen. Am andern 
Tage aber grünte der Stab. Der Mörder erhielt seinen gerechten Lohn; er wurde 
gehäugt. Aus jenem einfachen Stabe aber wurde iu den Jahrhunderten der oben 
erwähnte stattliche Rüsternbaum. 
3. Amtsbezirk E>lothc. 
1. Gemeinde Glöthe mit Rittergut, ein Pfarrdorf mit 1135 Ein- 
wohnern, westlich von Calbe. Cementfabrik, Dampfziegelei und Kalk- 
brennereien. 
Das Dorf Glöthe wird 1226 als Gloten, Glothe zum erstenmal? genannt. 
Nach ihm haben die Herren v. Gloten den Namen. 1317 kaufte das Dorf der Erz- 
bifchof von Magdeburg vom Grafeu Bernhard von Anhalt. Der Erzbischof ver- 
pfändete es dann 1370 an die Stadt Magdeburg, die es zu Neugatterslebeu schlug. 
Die Kirche St. Georgi ist sehr alt; sie hat drei Glocken. 
2. Gemeinde Üllnitz, Filiale von Glöthe, 570 Einwohner, Braunkohlen- 
gruben „Eintracht", „Jda-Karoline", „Albertine", mehrere Ziegeleien. 
Üllnitz wird int Jahre 1363 zum erstenmale erwähnt. Die Kirche St. Augustin 
besitzt drei Glocken, von denen die mittlere den Namen der heiligen Katharina trägt- 
6. Amtsbezirk Neugattersleben. 
1. Gutsbezirk Neugattersleben mit Rittergut, an der Bode gelegen, 
881 Einwohner. Eingepfarrt und eingeschult nach Hohendorf. Das Ritter- 
gut gehört dem Kammerherrn v. Alvensleben. Braunkohlengruben „Pauline" 
und „Louise Hedwig", Kalkbrennerei und Steinbruch, Wassermühle. Sehens- 
wert in Neugattersleben ist der schöne Park und der Marstall des Herrn 
v. Alvensleben. Auf der Feldmark von Neugattersleben werden alljährlich 
große Hasenjagden abgehalten, bei welchen der Kaiser fast immer zugegen ist. 
Der Name Neugattersleben bedeutet Gotthards-Ansiedlung. 1243 wird es zum 
erstenmale als novum Gatersleve genannt. Nach dem Ort hat ein adliges Geschlecht 
seinen Namen, welches eine rote Rose in seinem Schilde führte. Das Geschlecht 
starb 1373 aus. Das Schloß Neugattersleben liegt auf einer Bodeinsel, war also 
eine Wasserburg. Dieselbe hat viele Belagerungen und Eroberungen erleiden müssen. 
Der Bruder Ottos IV. mit dem Pfeile eroberte es von dem Erzbifchofe von Magde¬ 
burg. Im 14. Jahrhundert hausten die von Neindorf in dem Schlöffe, die es durch 
allerlei Räubereien in üblen Ruf brachten. Von diesen kaufte es die Stadt Magde- 
bürg 1330. Diesen Kaus wollte die Äbtissin von Gernrode, welche die Lehens¬
	        
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