fullscreen: Das Altertum (Bd. 1)

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beinahe alle Gebiete; er hat vielen Jahrhunderten die Richtung des 
Denkens und Forschens angewiesen. Sein Streben war ebenso sehr 
darauf gerichtet, das Wesen der Gottheit, den Ursprung aller Dinge, die 
Verhältnisse des Weltraumes, die kunstvollen Organismen der Natur, 
die tote Materie zu ergründen wie die Tiefen des menschlichen Herzens, 
die Gesetze der Wahrheit und Schönheit, die Pflichten der Menschen im 
Staate wie im gegenseitigen Verkehr zu erfassen. Er hinterließ etwa 
400 Schriften, welche einen solchen Reichtum an schöpferischen Ge¬ 
danken enthalten, daß viele Geschlechter sie nicht erschöpften. — 
Unter den Nachfolgern Alexanders verliert die Kunst mehr und mehr 
ihren geistigen Inhalt und richtet sich einerseits auf die höchste technische 
Vollendung, andrerseits auf das Kolossale. Nur der Nachbildung alter 
Meisterwerke verdankte sie noch einiges Leben. 
Auch die Wissenschaft, die über Aristoteles nicht mehr hinaus¬ 
zukommen vermochte, ging mehr in die Breite als in die "-liefe. 
Die Religion halte schon längst aufgehört die Gebildeten zu be¬ 
friedigen : man hatte Zuflucht in den Geheimgottesdiensten (Mysterien) 
oder bei den Lehren der Philosophen gesucht. Dadurch war die Zweifel¬ 
sucht (der Skepticismus) entstanden. Mit dem Verfall des alten Glaubens 
ging Hand in Hand die sittliche Entartung. Vaterlandsliebe, Uneigennützigkeit, 
Enthaltsamkeit verschwanden; die Kraft des Volkes hatte sich ausgelebt. 
Es mußte frischen Kräften den Platz räumen. 
C. Komische Geschichte. 
H. Das Land. 
Italien *) erstreckt sich von den Alpen an in einer Länge von 
130 Meilen als Halbinsel in das mittelländische Meer hinein. 
Im N. bilden halbkreisförmig die Alpen eine schwer zu über¬ 
schreitende Grenze; sonst ist das Land überall vom Meere be¬ 
grenzt. Im S. schließt sich unmittelbar an das Festland (nur 
durch die M. breite Straße davon getrennt) Sicilien an, 
das sich den Küsten Afrikas bis aus 15 M. nähert. So bilden 
Sicilien und Italien eine Vermittlung zwischen den beiden Erd¬ 
teilen, zwischen Süden und Norden.**) — Im O. nähert sich 
das italische Gestade dem griechischen bis auf 6 M. und dadurch 
wird die Halbinsel auch geeignet, die Verbindung des Ostens 
mit dem Westen zu übernehmen. Durch Italien und Sicilien 
*) Flächeninhalt 5500 Qu.-M. 
**) Darauf deutet auch die Vegetation hin, die mit Lorbeer, Myrte, Olive, 
Crange, Cyp resse, Granatapfel, Stechpalme den Übergang von der Flora 
Europas zu der Afrikas bildet. 
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