IV. Verwanote Romantiler. 56
Ich macht ihn schnell noch vollends stumm
Und kehrt' ihm die Taschen um und um
Acht Pfennige, das war das ganze Geld;
Ich scharrt ihn ein auf selbigem Feld. —
Die Sonne bringt's nicht an den Tag.
Dann zog ich weit und breit hinaus
Kam hier ins Land, bin jetzt zu Haus. —
Du weißt nun meine Heimlichkeit,
So halte den Mund und sei gescheit; —
Die Sonne bringt's nicht an den Tag.
Wann aber sie so flimmernd scheint,
Ich merk' es wohl, was sie da meint,
Wie sie sich müht und sich erbost: —
Du, schau nicht hin, und sei getrost: —
Sie bringt es doch nicht an den Tag.“
So hat die Sonn' eine Zunge nun,
Der Frauen Zungen nimmer ruh'n:
„Gevatterin, um Jesus Christ,
Laßt Euch nicht merken, was Ihr nun wißt!“ —
Nun bringts die Sonne an den Tag.
Die Raben ziehen krächzend zumal
Nach dem Hochgericht, zu halten ihr Mahl.
Wen flechten sie aufs Rad zur Stund'?
Was hat er getan? wie ward es kund?
Die Sonne bracht' es an den Tag.
Adalbert v. Chamisso.
128. Das Achloß Boncourt.
Ich träum als Kind mich zurücke, Ich tret in die Burgkapelle
Und schüttle mein greises Haupt; Und suche des Ahnherrn Grab;
Bie jucht ihr mich heim, ihr Bilder, Dort ists, dort hängt vom Pfeiler
Die lang' ich vergessen geglaubt? Das alte Gewaffen berab.
Hoch ragt aus schatt'gen Gehegen Noch lesen umflort die Augen
Ein schimmerndes Schloß hervor, Die Züge der Inschrift nicht,
Ich kenne die Türme, die Zinnen, Wie hell durch die bunten Scheiben
Die steinerne Brücke, das Tor. Das Licht darüber auch bricht.
Es schauen vom Wappenschilde So stehst du, o Schloß meiner Väter,
Die Lowen so traulich mich an, Mir treu und fest in dem Sinn,
Ich grüße die alten Bekannten Und bist von der Erde verschwunden,
Und eile den Burghof hinan. Der Pflug geht über dich hin.
Dort liegt die Sphinx am Brunnen, Sei fruchtbar, o teurer Boden,
Dort grünt der Feigenbaum, Ich segne dich mild und gerührt,
Dort, hinter diesen Fenstern Und segne ihn zwiefach, wer immer
Verträumt' ich den ersten Traum. Den Pflug nun über dich führt.
Ich aber will auf mich raffen,
Mein Saitenspiel in der Hand,
Die Weiten der Erde durchschweifen
Und singen von Land zu Land. UWalbert v. Chamisso
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