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Zweites Kap. Chronologie
Zweites Kapitel.
Chronologie.
Auch in dieser Periode, vorzüglich in ihrer ersten Hälfte, herrscht noch
unauflösliche Verwirrung. Die Hauptgründe davon — deren wir schon in
der Einleitung des Isten Bandes erwähnt haben — beziehen sich zwar meist
aus den ersten Zeitraum, aber sie wirken nothwendig ans den zweiten fort,
wenn man nicht durch die Zählung von Christi Geburt rückwärts
ihnen ausweicht, oder durch den Leitfaden eines konventionell angenom¬
menen Systems sich aus dem Labyrinthe hilft. Zn den Schwierigkeiten,
die aus der ersten Periode herrühren, gesellen sich aber nocb viele, die der
zweiten eigenthümlich angehören, und abermals theils in dem Widerspruch
zwischen den heiligen und Profanscribenten, theils in der Mannigfaltigkeit der
Acren, der Unrichtigkeit der Jahrberechnung und der Unachtsamkeit der griechischen
Geschichtschreiber liegen. Jedoch kommen jezt keine Abweichungen von ganzen
Jahrhunderten (oder gar Jahrtausenden), wie in der ersten Periode, sondern
blos von wenigen Jahren oder gar nur von Theilen derselben oder Jahres¬
zeiten vor, und für deren höheren historischen Zweck ist hinreichende Helle vor¬
handen. Insbesondere gebührt den römischen Geschichtschreibern das Lob
der chronologischen Genauigkeit, und da sie nach einer Acre — von Erbauung
Noms — zählten, und die einzelnen Jahre meist durch die Anführung der
regierenden Consuln bestimmten, so war die Uebereinstimmung leichter. Gleich¬
wohl stoßen wir auf vielfältige Zweifel, und ungeachtet die Folgen der Con¬
suln (fasti consulares), als die Basis der römischen Chronologie, von vielen
grundgelehrten Männern fleißig bearbeitet und sowohl aus Schriftstellern als aus
Inschriften (besonders den berühmten fastis Capitolinis) mit größter Sorgfalt
zusammengetragen worden; so bleibt doch den Freunden der höchsten Genauig¬
keit noch vieles zu wünschen übrig.
Um das Zeitverhältniß der Hauptbegebenheiten dieses zweiten Zeitraums
dem Gedächtnisse geläufig zu machen, dazu mag nebenstehende Tabelle dienen.
(S. Tabelle.)