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Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt 
des Wunderbaren und Mährchenhasten an sich. Auch sonst, und vorzüglich 
in der kaum begonnenen Entwickelung aller menschlichen Anlagen sowohl, als 
der gesellschastlichcn Einrichtungen, war der Charakter der Kindheit oder 
des unmündigen Alters unseres Geschlechtes erkennbar. In dieser zweiten 
Periode ist jener des reiferen Jünglings- und Mauncsalters vorherrschend. 
Deutliches Selbstbewußtseyn, bestimmtere, zusammenhängende Erinnerungen 
und die mit Beharrlichkeit auf größere und höhere Zwecke gerichtete Kraft 
bezeichnen dasselbe. Jezt erst sehen wir die bürgerlichen Verfassungen cine 
Art von Konsistenz, freilich auf zweierlei Wegen, gewinnen. Denn cs wird 
auf einer Seite der Despotismus, durch Ausrichtung von Weltreichen, kon- 
solidirt; andrerseits erhält die Freiheit durch unablässiges Streben und 
Nachhelfen eine festere Grundlage, wenigstens in so ferne, daß man die Mit¬ 
tel und Wege zu ihr zu gelangen erkennt, und nicht mehr aus Irrthum, wie¬ 
wohl öfters aus Verkehrtheit und Leidenschaft, ihren Bcsiz verscherzt. Wenn 
so im Inneren die Einrichtungen der Völker mit mehr Ueberlegung und Kon¬ 
sequenz getroffen werden; so ist auch in äußeren Verhältnissen der Charak¬ 
ter des reiferen Verstandes sichtbar. Nicht mehr aus thierischer Raublust und 
Mordgier und wildem Thatcudrange, nicht mehr aus Rache, Eifersucht und 
anderen blos leidenschaftlichen Antrieben jugendlicher Gemüther werden Kriege 
geführt. Die Politik und planmäßige Herrsch - oder Ruhmbegierde entscheiden 
jezt im Rathe der Fürsten und Völker über Krieg und diktiren den Frieden. 
So auch in allen anderen Sphären des menschlichen Wirkens und Leidens. 
Der jugendliche Enthusiasmus, womit man früher die religiösen Ideen um¬ 
faßt hatte, wandelt sich allmälig in kältere Forschung um, und es wird die 
Religion politischen Zwecken untergeordnet. Unter den Künsten und Wis¬ 
senschaften sind nur anfangs jene, die der Imagination angehören, in vor¬ 
züglicher Blüthe; später werden die ernsten Disciplinen vervollkommnet. Der 
sittliche Zustand wird feiner und abgeschliffener, aber luxuriöser; die Laster 
der Rohheit werden durch jene der Korruption verdrängt u. s. f. Jedoch ver¬ 
steht sich's von selbst, daß diese allgemeine Charakteristik nur auf die im Vor¬ 
dergründe des welthistorischen Schauplazcs stehenden Nationen paßt. Denn 
es gab allerdings auch im zweiten Zeitraume, und gibt ja heut zu Tage noch 
viele einzelne Völker, die noch in der Kindesperiode sich befinden; aber von 
Liesen können bei Entwerfung eines allgemeinen Umrisses die Hauptzüge nicht 
genommen werdcm
	        
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