das Versprechen halten müsse. Der Kaiser willigte auch ein und be¬ 
tonte: „Was man zusagt, das soll man halten." Etliche Leute teilten 
nun Luther mit, welche Anschläge seine Feinde auf sein Leben planten, 
und mahnten ihn zur Umkehr; aber er entgegnete ihnen: „Wenn in 
Worms soviel Teufel wären als Ziegel auf den Dächern, so wollte ich 
doch hinein." Im festen Glauben an Gott setzte er seine Reise fort. ' 
d. Luthers Ankunft in Worms. Am 16. April fuhr Luther 
auf seinem Rollwagen mit drei Begleitern in Worms ein. Voran ritt 
der kaiserliche Herold in seiner Amtstracht. Viele Hofleute und Adlige a 
waren ihm entgegengegangen. Mehr als 2000 Menschen folgten Luther 
bis an seine Herberge, wo ihn noch am selbigen Tage viele angesehene 
Männer besuchten und trösteten. Auch der junge Landgraf von Hessen 
erschien und sprach beim Abschiede bewegten Herzens: „Habt Ihr Recht, 
Herr Doktor, so helfe Euch Gott!" 
6. Wie Luther zum ersten Male vor Kaiser und Reich 
stand. Schon am nächsten Tage nach seiner Ankunft ward Luther vor 
die Reichsversammlung gefordert^ Seine Begleiter führten ihn, nachdem 
er sich im Gebete für den schweren Gang gestärkt hatte, durch heimliche 
Gassen nach dem Sitzungssaale, weil auf den Straßen die Mengen des 
Volkes, das den kühnen Mönck sehen wollte, zu groß war. Ehe Luther 
in den Versammlungssaal trat^sagte der berühmte Feldhauptmann Georg 
von Frundsberg treuherzig zu ihm: „Mönchlein, Mönchlein, du gehest 
jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberster auch in unserer 
allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du aber auf 
rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in/. Gottes Namen 
fort und fei nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen."^ Hierauf ward 
er in den Saal geführt, worin der junge Kaiser Karl V. samt seinem 
Hofstaate Platz genommen hatte. Über 200 der vornehmsten Herren, 
darunter 6 Kurfürsten, 24 Herzöge, 8 Markgrafen, 40 Reichsgrafen 
und 30 Bischöfe, bildeten die glänzende und prunkende Versammlung. 
Auf einer Bank waren Luthers, Schriften aufgehäuft, und der kaiserliche 
Redner fragte1 ihn, ob er dieselben verfaßt habe und ob er, was darinnen 
gelehrt würde, widerrufen wollet Luther antwortete leise und zaghaft: - -- 
„Zu den Schriften, die eben genannt wurden, bekenne ich mich und ich 
will bis an mein Lebensende auf diesem Bekenntnis beharren. Was 
jedoch den Widerruf anlangt, so ist das fürwahr eine große Sache, denn 
es handelt sich dabei um das ewige Leben und es geht Gott an. Da¬ 
mit ich nun das arme Christenvolk und mich nicht selbst verführe, so 
begehre ich von Eurer Kaiserlichen Majestät eine Bedenkzeit." Der kaiser¬ 
liche Sprecher erwiderte zwar, daß Luther genug Zeit zum Überlegen 
gehabt habe, aber trotzdem wurde ihm noch ein Tag Bedenkzeit gewährt. 
Darauf geleitete ihn der Herold wieder in seine Herberge. 
f. Wie Luther zum zweiten Male vor dem Kaiser stand und 
seinen Glauben mutig bekannte. Wie Christus im Garten Gethsemane
	        
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