Full text: Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen

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die Vollendung der Studien. Friedrich mußte daher die Schule verlassen 
und kam zu dem Leipziger Buchhändler Breitkopf in die Lehre. Schon drei⸗ 
viertel Jahre vor Beendigung der vorgeschriebenen fünfjährigen Lehrzeit wurde 
er losgesprochen. 
Mächtig erwachte nunmehr in ihm wieder die Liebe zu den Wissen— 
schaften. Aber woher sollte König die zu seinem Unterhalte notwendigen 
Mittel nehmen? Der Vater war gestorben und die Mutter lebte in kümmer— 
lichen Verhältnissen. König fand bald einen Ausweg. Am Tage arbeitete 
er in Druckereien oder lieferte Übersetzungen für Buchhändler; die Nächte 
aber widmete er dem Studium und besuchte in den freien Tagesstunden die 
Vorlesungen an der Leipziger Universität. Es war eine Zeit der qualvollsten 
Entbehrungen, die unser eifriger Jünger der Wissenschaft in einem 
kleinen, unheizbaren Dachstübchen verlebte. Bittere Kälte bedrängte ihn bei 
seiner emsigen Arbeit. Da erstand er sich von seinen Notgroschen einen 
kleinen Ofen, brach selbst ein Loch in den Schornstein und bald verbreitete 
sich in dem kleinen Raume behagliche Wärme. Diese Eigenmächtigkeit hätte 
für unseren Friedrich sehr leicht die unangenehme Folge der Ausweisung 
zeitigen können. Um nun nicht entdeckt zu werden, brach er jeden Morgen 
den Ofen ab, verbarg ihn im Wandschrank und verhängte das verräterische 
Loch im Schornstein mit irgend einem Gegenstand. Das war aber jedesmal 
eine zeitraubende und sehr unsaubere Arbeit. Da regte sich in dem Jüng— 
ling der Erfindergeist, der bald einen originellen Ausweg fand. König 
verschaffte sich einen großen, alten Schrank, brach dessen Rückwand aus, stellte 
ihn vor das unglückselige Loch und barg in dem Innern seinen wärme— 
spendenden Genossen nächtlicher Studien. 
Königs Erfindertätigkeit begann in der zweiten Hälfte des Jahres 1802. 
Zweifellos wurde der Grund hierzu gelegt durch die Erfahrungen, die er 
während seiner Lehrtätigkeit in der Druckerei machte. Dem phantasievollen 
Jüngling schwebte eine Maschine als Ideal vor, die alle zum Drucke nötigen 
Vorrichtungen selbst besorgen und nur von einem Arbeiter durch Einlage 
des Papieres bedient werden sollte. Die ersten praktischen Versuche zur 
Verwirklichung dieser Idee unternahm König in Suhl, wo es in den mecha— 
nischen Werkstätten, die damals in Deutschland zu den Seltenheiten zählten, 
erfahrene Techniker gab, deren der Erfinder zur Ausarbeitung seiner Pläne 
bedurfte. Bald aber fehlte das Notwendigste, das Geld. Wohl mangelte 
es nicht an Leuten, die der Erfindung Königs Interesse entgegenbrachten; 
nirgends jedoch wollte man sich zu finanziellen Opfern verstehen, da man 
nicht recht an die praltische Brauchbarkeit eines solchen Werkes glauben 
konnte, wie es König zu schaffen versprach. Hatten sich doch schon vor ihm 
englische Ingenieure erfolglos mit der Lösung des Problems einer Druck— 
maschine abgegeben! Zudem standen die politischen Wirren der damaligen 
Zeit zu sehr im Vordergrunde der öffentlichen Aufmerksamkeit, so daß man 
kaum geneigt war, der stillen Erfinderarbeit ein nachhaltiges und opfer— 
freudiges Interesse zuzuwenden. So kam es denn, daß König wohl allent—
	        
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