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Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt.
Italien so bedeutend geschmälert, daß eigene oder Hausmacht der Kai¬
ser nothwendig schien zur Behauptung der Würde ihrer Krone und zum
Schirme des Reiches gegen äußeren Angriff sowohl als gegen innere Auflö¬
sung. In dieser Beziehung mochten die Hausinteressen Oestreichs —falls
sie nicht gegen das Reich oder dessen Glieder eigens stritten, — und mochten
die Hauskriege desselben auch für Reichs-Interessen gelten, und zu wahren
Reichs-Kriegen werden, während — falls die Stande einträchtig, wachsam
und standhaft ob ihren und des Vaterlandes Rechten hielten ■— die Unter¬
drückung derselben durch die Kaiser oder die Vergeudung teutscher Kraft für
unteutschcs Interesse fast unmöglich fiel. Gleichwohl ist dos Lczte nicht selten
geschehen, woran also die Stände selbst nicht minder Schuld als Oestreich
tragen.
Für dieses Haus indessen ging das luxemburgische Erbe wieder ver¬
loren in kurzer Frist, und von llngarn und Böhmen aus, welche Al¬
brecht II. besessen, kam für Friedrich III., dessen Nachfolger im Reiche,
die härteste Bedrängniß. Schwäche bis zur Erbärmlichkeit ist der Charakter
von dieses Fürsten langwieriger Negierung, in.welcher gleichwohl — durch's
Glück, ohne Zuthun der Weisheit oder Kraft — der Grundstein zu Oestreichs
späterer Größe gelegt ward. Eine Vermählung gab demselben das reiche
Erbe von Burgund, eine andere — zu Maxi milian's l. Zeit geschlossene —
die Herrschaft über Hispanien und über die unermeßlichen Länder der neuen
Welt. Eine freundliche Erwerbungsarr, führwahr! und wohl derjenigen
vorzuziehen, welche Blut und Thränen kostet! Doch auch ein demüthigendes
Verhältniß der Menschen, welches ganze Völker nach dem Sachenrechte in's
Glücksloos von Einzelnen wirft, ja gleich Heerden, für gemeines Erbstück und
Weibermitgift gelten läßt! —
Diese großen Erwerbungen Oestreichs, mit den daraus hervorgegangenen
Veränderungen der Verhältnisse, machen in politischen Dingen den Uebcrgang
von der mittleren zur neueren Geschichte. Maximilian, Friedrich's
edler Sohn, welcher durch seine und seines Sohnes Vermählung dem Strome
der allgemeinen Begebenheiten eine langdaucrndc Richtung gab, verursacht, als
Gründer des ewigen Landfriedens, auch in unserer vaterländischen Ge¬
schichte eine merkwürdige Epoche.
§. 6. Zertheilung der politischen Interessen.
Durch dir Schmälerung und innere Zertheiluug des Kaiserreichs so wie