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Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege.
König vernachlässigt und von denen uns doch nur allein Rettung kommen
kann, um sich; ja, sie ist es, die das, was noch nicht zusammengestürzt ist,
erhält."
Vom Schlachtfeld kam der Sieger nach Weimar; die Herzogin
Luise rechtfertigte in langer Unterredung mit ihm mutig das Bündnis
ihres Gemahls mit Preußen. „Eine Frau, die nicht einmal vor unfern
zweihundert Kanonen Angst hat," äußerte er und ließ dem Herzog sagen,
er verdanke den Weiterbesitz seines Landes nur de: Achtung, die ihm seine
Frau eingeflößt habe. In derselben Nacht wurde Goethe durch die
tapfere Geistesgegenwart seiner Gemahlin Christiane Vulpius den Mörder¬
händen französischer Plünderer entrissen.
5. Der Kaiser zog vierzehn Tage nach seinem Doppelsieg in Berlin
eilt. Mit Ehrfurcht stand er in Potsdam am Sarge des „Alten Fritz":
„Wenn der noch lebte," soll er gesagt haben, „stünden wir nicht hier."
Den Degen des großen Königs schickte er nach Paris, ebenso das von
Gottfried Schadow gegossene Viergespann der Viktoria auf dem Branden-
burger Tor, das Friedrich Wilhelm II. erbaut hatte.
Immer tiefer in den Osten flüchtete die Königsfamilie. Königin Luise
wurde von einem, heftigen Nervenfieber ergriffen und mußte bald nach
Weihnachten im grimmigsten Winter, noch krank, über die Kurische Nehrung
flüchten: da übernachtete sie in einer Hütte, deren Fenster zerbrochen
waren, so daß es ihr aufs Bett schneite. Und doch wollte die fromme
Frau lieber in Gottes Hand fallen als in die der bösen Menschen: und
sie wurde gesund in Wind und Wetter.
Schmachvoll wurden die Festungen, fast alle ohne Beschießung,
durch die zum Teil steinalten Kommandanten ausgeliefert: in Stettin
ergaben sich 5000 Mann an 800 französische Reiter; Magdeburg kapi-
tulierte nach den ersten feindlichen Schüssen mit 24000 Mann, 6500 Pferden
und 577 Geschützen; die Belagerungstruppen unter Marschall Ney waren
weit schwächer: mehrere feindliche Korps hätte die Festung vor ihren
Mauern festhalten können. „Preußen ist verschwunden," schrieb Napoleon
an den Sultan.
Nur drei Festungen bildeten eine trostreiche Ausnahme. Danzig über¬
gab Feldmarschall Kalkreuth erst im Mai mit wohlverdienten Kriegs¬
ehren. Graudenz hielt sich bis zum Friedensschluß. Als ein Unterhändler
(Parlamentär) andeutete, es gebe keinen König von Preußen mehr, ant¬
wortete der Kommandant, General Eourbiere, ein alter Neuenburger,
auf deutsch: „Gut, dann bin ich König von Graudenz."
6. Die alte Hansestadt Kolberg war in derselben schlimmen Ver¬
fassung wie die andern Festungen: die Wälle waren verfallen; die Be¬
satzung zählte kaum 1000 Mann und war schlecht geübt und schlecht gesinnt;