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die wichtigsten Reichsschlösser in seiner Gewalt; der Reichsrath unter¬
handelte mit Christoph, und die jütschen Bauern erhoben sich gegen ihren
Adel und blickten Wohl auch auf ihren Nachbar Adolf, als einen passenden
Herrscher für Dänemark.
Adolf hätte jetzt in die Fußstapfen seines großen Ahnherrn Gerhard
des Großen treten können, wenn er es gewollt hätte. Er that es aber nicht.
In den jütschen Bauernkrieg mischte er sich nur als Vermittler ein;, doch
benutzte er die allgemeine Verwirrung, um die im Frieden zu Wordingborg
ihm vorenthaltenen Theile von Schleswig ohne Schwertschlag an sich zu
ziehen, was auf den Wunsch der Einwohner geschehen konnte.
Unterdeß hatte sich Christoph entschlossen, dem Ruf der Dänen zu
folgen. Im Juni 1439 traf er in Lübeck mit Herzog Adolf und dem dänischen
Reichsrath zusammen. Erich wurde des Thrones für verlustig erklärt, dem
Herzog Adolf die erbliche Belehnung mit dem ganzen Herzogthum Schleswig
zugesichert und Christoph III. zum König vom Dänemark erwählt.
Erich blieb auf seiner Insel und lebte dort noch 10 Jahre vom Seeraub.
Als er endlich verjagt wurde, ging er nach Pommern, wo er hochbejahrt, aber
verachtet und im Elend starb.
Christoph wurde noch 1439 auch zum König von Schweden und Nor¬
wegen erwählt mnd schritt nun rasch zur völligen Erledigung der schleswig-
schen Frage. Er hatte mit den Reichen seines unfähigen Oheims nicht auch
dessen beschränkten Trotz geerbt und sah ein, daß Adolf nicht leicht aus seinem
Besitz zu verdrängen sei, daß es besser sei, ihn zum Freund als zum Feind
zu haben. Daher lud er den Herzog vor sich und den Reichsrath nach
Kolding und übergab ihm das Herzogthum Schleswig bis an die Brücke
von Kolding als erbliches Lehen. Knieend leistete Adolf den Eid der
Treue und nahm aus den Händen des Königs die Fahne als Zeichen der
Belehnung entgegen. Die dänischen Reichsräthe bezeugten in einer Urkunde
ihre Einwilligung zu diesem Schritt.
Vier Jahre später (1443) wurde Christoph III. am Neujahrstage zu
Ripen feierlich gekrönt. Unter den fürstlichen Personen, welche den Glanz
der Krönung erhöhten und die Reichsinsignien trugen, war auch Herzog
Adolf; er trug als dänischer Reichsfürst dem König das Schwert vor, und
Christoph bestätigte nochmals seine Belehnung. Damit war denn jeder
Streit über das Herzogthum Schleswig auf das Bündigste erledigt; zwischen
Schleswigholstein und Dänemark bestand fortan Friede und Freundschaft,
und Adolf VIII. stiftete zum Andenken an den glücklichen Ausgang des
Streits, in welcher der allmächtige Gott so sichtbar Land und Leute geschirmt
hatte, drei geistliche Pfründen, zwei in Flensburg und eine auf dem Schlosse
Gottorf.
Einige Monate nach der Krönung zog Christoph, der in demselben
Jahre auch noch die Herrschaft über die Oberpfalz von feinem Vater erbte,
als Pilgrim, jedoch von einem Gefolge von 80 Pferden begleitet, nach
Wilsnack, einem damals hochberühmten Wallfahrtsorte in der Mark
Brandenburg. Man verehrte dort drei Hostien, welche bei einem Kirchen-
brand unversehrt geblieben und jede mit einem Blutstropfen bezeichnet
gewesen sein sollten. Der König hatte es aber auf die Verehrung des heiligen
Blutes nicht abgesehen; hinter feiner Pilgerreise steckten andere Pläne. Er