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Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's XIV. 
und warf Europa den Fehdehandschuh hin, indem er aller Traktate, alles 
geschriebenen Rechtes spottete, das Recht des Stärkeren unverholcn an dessen 
Stelle sezend. Wenn cs jedoch wahr ist, was wir in Torcy's Memoiren 
und bestimmter noch bei Voltaire und Bolingbroke lesen, daß der 
Kaiser Leopold Selbst in einem geheimen, zu Wien von dem Commandeur 
von Gremonville und dem Grasen von Auersberg unterzeichneten 
Traktat, dem König die Besiznahme sämmtlicher spanischen Niederlande ge¬ 
stattet habe unter der Bedingung, daß, wenn der schwächliche Karl II. stürbe, 
Spanien an Oestreich fallen sollte; so möchte der unglückliche östreichische 
Prinz sich noch bitterer über den Kaiser, als über den französischen König 
zu beklagen gehabt haben. 
Die Spanier waren schlecht gerüstet, schlecht angeführt und muthlos. 
In kurzer Frist eroberte Turenue Charleroi, Tournai, Douai, das 
wichtige Lille mit vielen anderen Städten. Der König selbst war bei'm 
Heer; sein Marsch glich einem Triumphzuge. Im folgenden Winter, binnen 
kaum drei Wochen (1668), eroberte der große Cond6 — durch Geld und 
Waffen — die burgundische Freigrafschaft mit allen ihren Festen. Mit 
Erstaunen und Besorgniß vernahm Europa solche Fortschritte. Da geboten 
die Holländer dem Könige Stillstand. 
§. 11. Triple-Allianz. Frieden zu Aachen. 
Dieselben hatten gleich nach dem Einbruch des Königs in die Nieder¬ 
lande durch den Frieden von Breda (31. Juli 1667) denjenigen Krieg ge¬ 
schlossen, welchen sie seit 1664 gegen England führten. Persönlicher Hast 
des launenvollen Königs Karl II. gegen Holland war dessen Hauptgrund 
gewesen. Die Weigerung der Holländer, ihre Flagge vor der englischen zu 
streichen, verbunden mit Handelseifersucht, vermehrte die gegenseitige Erbit¬ 
terung. Gleichzeitig, wie England zur See, stritt der Bischof von Mün¬ 
ster, Bernhard von Galen, zu Land gegen die Republik. Diesen nö¬ 
thigte jedoch Frankreich 1666 zum Frieden; gegen England dauerte der 
Kamps zur Sec hartnäckig, blutig, wechselvoll fort. Vier Tage nach ein¬ 
ander stritten die Flotten Englands und Hollands in einer verzweifelten 
Schlacht. Der Herzog von Albemarlc (Monk) befehligte jene, der große 
Runter und sein Rivale, Tromp, führten die Holländer. Viel Ruhm, 
viel Verlust auf beiden Seiten, aber keine Entscheidung. Auch die franzö-
	        
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