Sechstes Kap. Das Direktorium. 
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Sechstes Kapitel. 
Das Direktorium"). 
§. 1. Die fünf Direktoren. Lage Frankreichs bei'm Antritt 
ihrer Gewalt. 
Der Konvent, gleich nach dem Schluffe seiner Sizungcn, hatte sich zum 
National-Wahlkollegium gebildet, welches die zwei Drittel, die aus seiner 
Mitte in die neuen gesczgcbenden Rathe zu treten hätten, ergänzte, und den 
Rath der Alten, so wie jenen der Fünfhundert, aus den gesezlich für 
beide geeigneten Gliedern zusammensezte. Die Räthe konstituirten sich unver¬ 
züglich, und wählten sodann das Direktorium. Die republikanische Partei, 
aus Scheu vor der Gegenrevolution, erwirkte dabei, daß nur Konventsmit- 
glicdcr, und zwar nur solche, die für den Tod des Königs gestimmt hatten, 
gewählt wurden. Die fünf auscrlcscucn waren: La Reveillere-Lepaux, 
ein talentvoller, der Republik eifrigst zugethaner, nach Gesinnung lauterer, 
nur etwas schwärmerischer Mann, Stifter der t h e o P h i l a n t h r o p i s ch e n 
Sekte, welche, von Gläubigen und Ungläubigen gleichmäßig angefeindet, 
nimmer gedeihen konnte; Sicyes — welcher die Stelle ablehnte, worauf 
Carnot, der große Kriegsmcister mit der Römerfecle, statt seiner erwählt 
ward —; Rcwbell, ein heftiger, starrsinniger, selbstsüchtiger Charakter, doch 
geschäftserfahrcn und thätig; Letourneur, der in den lezten Kämpfen dcS 
Konvents sich ausgezeichnet, und Barras, welcher dabei den KriegSbcfchl 
geführt hatte, der Lezte ein stolzer, ränkevoller Mann, der feine Grundfäze 
von den Umständen entlehnte, sich selbst mehr, als die Republik liebend. 
Dieses Direktorium konstituirtc sich unter anscheinend höchst ungünstigen 
Umständen. Die Heere der Republik waren theils geschlagen worden, theils 
standen sie aus Mangel nud Jndiscipliu in schlechter Verfassung, die Treue 
mehrerer Generale — vor allen Pichcgru's — war zweifelhaft, und in der 
Vcndee loderte neuer Brand auf. Dabei war die Staatskasse leer, alle 
*) Bo», 28. Okt. 1793 bis 9. Novbr. 1799.
	        
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