200 Sechstes Kap. Das Direktorium.
finanziellen Hilfsmittel Lurch Uebertreibung abgcnüzt, die Assignaten — Leren
bereits an 40,000 Millionen waren ausgegeben worden — zum Unwerthe
herabgcsunkcn, und die Preise aller Bedürfnisse seit der Aufhebung des
Maximums unerschwinglich hoch. Die gegenseitigen Parteien, der Royalisten
und der Jakobiner, obschon zeitlich besiegt, hatten ihren gemeinschaftlichen
Haß nicht abgelegt gegen den Konvent oder gegen die an dessen Stelle ge¬
tretene neue Regierung; leicht mochte bei irgend einer Anregung die eine
oder die andere wieder furchtbar werden.
Allein diesen Schwierigkeiten begegnete das Direktorium mit Muth und
Einsicht. Auch fand cs in der Stimmung der Nation eine mächtige Hilfe.
Man begann müde zu seyn der Revolution und des gewaltsamen Partei¬
kampfes. Die große Mehrheit sehnte sich nach Ruhe, Ordnung und Frieden.
Das politische Leben, welchen! am Anfange der Revolution man mit Begei¬
sterung, später mit Muth sich hingegeben, hatte seine anziehende Macht ver¬
loren. Man kehrte zurück zum Verlangen nach Privatglück, ja nach frivoler
Lust. Der Hang des Erwerb en s und des Genieß eus verdrängte die
patriotische Erhebung und den langgenährten Freiheitstraum. Die politischen
Interessen überließ man den llcbcrbleibscln der Parteien. Was allein noch
allgemeine Theilnahme anregte, war der Kampf mit dem Auslande, welcher
der Nation schmeichelnden Kriegsruhm verhieß und lockende Beute. Eben
darum schloß man sich an die Negierung, als in deren Kraft allein die
Bürgschaft des Sieges, so wie die Hoffnung der Ruhe lag.
Auch die gcsezgebcnden Räthe waren einig mit dem Direktorium, welches,
ans derselben Wahl hervorgegangen, niit ihrer Mehrheit gleiche Tendenzen,
wie gleiche Interessen hatte. Hieraus erklärt sich der glückliche Erfolg der
inneren und auswärtigen Unternehmungen der neuen Regierung.
Allererst ward der Bürgerkrieg in Westen siegreich geendet. Der
tapfere Hochc, seinen Triumph aus Quiberon nüzend, drängte unwider¬
stehlich die unglücklichen Vendeer, so wie die Banden der Chouans.
Charctte, das tapfere Haupt der ersten, nach^ielcn erstaunlichen Thaten
der Kühnheit und des Genies, ward endlich vom Glücke verlassen, gefangen
und hingerichtet. Dasselbe widerfuhr schon früher dem Nebenbuhler jcincs
Ruhmes, dem starrsinnigen Stosflet (Februar und März 1796). Andere
Häupter entflohen nach England. Die Menge, durch Hochc'ö kluge Mäßi¬
gung gewonnen, zumal durch gewährte Religionsfreiheit beschwichtigt, legte