Full text: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

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Die Germanen und das Römische Kaiserreich. 
2. Die germanischen Völkerbünde. Die römische Kultur veranlagte die 
Germanen in immer stärkerem Maße zu friedlicher Einwanderung in römisches 
Gebiet, und der Versall des Reiches reizte ihre Unternehmungslust zu Er- 
obernngszügen, den Vorboten der Völkerwanderung. Im 3. Jahrhundert 
bildeten sich durch Wanderung, Kampf und freiwillige Vereinigung Völker- 
bünde, die mit besserem Erfolge als vereinzelte Völkerschaften den Kampf 
aufnehmen konnten: 
a) Die Alemannen, eigentlich Alamannen*), eine Vereinigung suebischer 
Völkerschaften, drangen nach Süden vor und nahmen das Zehntland in 
Besitz. 
b) Die Franken**), eine aus Batavern, Sigambern, Kotten und anderen 
Stämmen entstandene Gruppe, breiteten sich über das Belgische Gallien aus. 
c) Die Sachsen, zwischen der unteren Elbe und dem unteren Rhein, 
eine Verschmelzung der alten Sachsen, die erobernd nach Süden gedrungen 
waren, mit Chernskern nnd anderen Stämmen, trugen ihre kurzen Schwerter, 
die Saxe, an die Küsten Britanniens und Galliens. 
d) Die Goten hatten schon im 2. Jahrhundert ihr Gebiet nach Süden 
erweitert und sich mit anderen ostgermanischen Volksteilen vereinigt. Im 
3. Jahrhundert finden wir Ostgoten an der Nordküste des Schwarzen Meeres, 
und den Westgoten mußte Aurelian Dazien überlassen. Die Goten richteten 
ihre Plünderungszüge gegen die Städte Thraziens, Griechenlands und 
Kleinasiens. 
§ 56. Die Zeit der letzten römischen Kaiser, 284—395. 
284. 1. Diokletian suchte der Not des Reiches durch eine neue Verfassung 
abzuhelfen. Er teilte es in eine östliche und eine westliche Hälfte und jede 
Hälfte wieder in zwei Teile (Buntkarte 4). In jeder Hälfte regierten ein 
Oberkaiser (Augustus) und ein Unterkaiser (Cäsar). Der Unterkaiser, vom 
Oberkaiser ernannt, sollte sein Nachfolger werden. Um auch die Gunst der 
alten Götter für die neue Reichsordnnng zu gewinnen, veranstalteten die 
Kaiser eine furchtbare Christenverfolgung. Es war die letzte. 
Diokletian machte den Versuch, der durch Münzverschlechterung hervor¬ 
gerufenen Verteuerung der Waren durch staatliche Festsetzung der Preise 
entgegenzutreten — ein naturgemäß verfehltes Unternehmen. 
2. Konstantin. Nach Diokletians Abdankung kämpften die Kaiser, 
deren Zahl auf sechs stieg, um die Herrschaft, bis einer von ihnen, Konstantin 
324. „der Große", die übrigen verdrängte und 324 Alleinherrscher wurde. Er 
*) Der Name hängt entweder zusammen mit ahd. alamannida l Gemeinschaft), All¬ 
mende und bedeutet Bundesgenossen, oder er ist entstanden aus Alahmannen, d. h. 
Männer des Heiligtums. Im Gebiete der Semnonen lag ein den Sueben gemein- 
sames Heiligtum des Ziu. 
**) Den Namen bekamen sie wahrscheinlich nach ihrer Waffe, franca, einer 
Streitaxt.
	        
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