Die revolutionairen Bewegungen in Deutschland. 839
wurde von dem Kurprinzen besichtigt, den sic mit freudigem Zurufe be¬
grüßte; und zwischen der Negierung und dem Volke war das beste Verneh¬
men hergestellt. Vier Tage darauf erschien eine Bekanntmachung, welche die
Landstände zum 16. Oktober einberief. Eine Abordnung, die von Hanau
eintraf, um dem Kurfürsten eine Adresse zu übergeben, in der neben der
Bitte um eine zeitgemäße Verfassung, die zweite um Aufhebung der den Ver¬
kehr dieser Stadt hemmenden Mauthämter enthalten war. kehrte, nachdem
ihr die Zusicherung geworden, daß auch ans den in den alten Ständen nicht
vertretenen Landestheilen Abgeordnete zum Landtage berufen werden sollten,
nach Hanau zurück. Der größere Theil ihrer Mitbürger war aber mit dem
Erfolg ihrer Sendung übel zufrieden, da sie keinen Bescheid in Bezug auf
die verhaßten Mautheinrichtungen mitbrachten. Am Abende des 24. rotteten
sich zahlreiche Volkshaufcn zusammen, welche die in der Stadt und amMain-
canale gelegenen Mauthgebäude angriffen, die darin vorgefundenen Acten und
Mobilien verbrannten und darauf, da sie einmal auf dem Wege der
Zerstörung waren, auch das Haus eines reichen Kornhändlers verheerten.
Am folgenden Tage wurde durch einen von Hanau ausgezogenen Haufen
die sogenannte Mainkur, eine an der Grenze gegen das Gebiet der freien
Stadt Frankfurt gelegene Zollstätte, zerstört. Die Bewegung theilte sich wie
ein Lauffeuer der ganzen Umgegend mit, und in wenigen Tagen waren alle
Zollstättcn im Hanauischcn und Fnldaischen verschwunden. Selbst nach den
benachbarten Orten im Großhcrzogthume Hessen zogen Haufen von Land-
leuten aus dem Kurhessischcn und versuchten hier, dasselbe Spiel zu treiben,
so daß eine Abtheilung großhcrzoglichcr Truppen an die Grenze verlegt wer¬
den mußte. Erst als der Kurprinz persönlich in Hanau erschien und die Ver¬
sicherung ertheilte, daß die verhaßte Mauth sofort aufgehoben werden sollte,
was freilich thatsächlich bereits geschehen war, wurde die Ruhe vollkommen
wieder hergestellt. Am 16. Oktober wurde die Ständeversammlung nach
alter Art in zwei Kammern oder Curicn eröffnet. Die Negierung legte der¬
selben einen Verfassungscntwurf vor, der aber den Ansprüchen der aufgeregten
Zeit so wenig entsprach, daß er von dem ständischen Ausschüsse, in dem sich
besonders die Ansichten des Marburger Professors Jordan geltend machten,
durchaus umgearbeitet wurde. Die meisten der vorgeschlagenen Veränderungen
wurden von der Negierung genehmigt; am 8. Januar 1831 wurde die neue
Versasiungsurkundc unterzeichnet und am 9. von den Ministern und den