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Drittes Hauptstück.
dunkeln Verhängnisses verfallen. Statt, den einen Gedanken der Entschei¬
dungsschlacht vor Augen, mit ungetheilter Macht unaufhaltsam vorzubringen,
entsandte er den General Dembinski mit 4000 Mann auf dem rechten Narew-
ufer gegen Ostrolenka, um das schwache russische Corps unter Sacken zu
vertreiben, damit dieses ihm nicht in den Nucken fiele, als ob von dem¬
selben etwas zu fürchten gewesen wäre, und den General Lubienski mit
12,000 Mann auf dem rechten User des Bug nach Nur, um jede mögliche
Verbindung der Garden mit Diebitsch abzuschneiden, als ob dies nöthig ge¬
wesen wäre, während Diebitsch in weiter Ferne durch Uminski bei Siedlce
festgehalten wurde. So behielt er nur 30,000 Mann, mit denen er bedäch¬
tig vorrückte, und vielleicht hätten auch diese hingereicht, die 24,000 Mann
starken Garden zu schlagen; aber jetzt entsank ihm der Muth, da cs ja mög¬
lich war, daß ungeachtet seiner Ucberlegenheit er selbst geschlagen wurde.
Umsonst drängte ihn Prondzynski, umsonst beschwor ihn dieser feurige, alle
Vortheile des schnellsten Entschlusses, wie alle Nachtheile des Zögerns klar
erkennende Anführer auf den Knien: er hatte täglich einen neuen Vorwand,
den Angriff zu verschieben. Einmal mußte erst Ostrolenka genommen seyn,
um den Rückzug gesichert zu sehen; dann mußte man Nachrichten von Uminski
und von Lubienski haben, von jenem, ob Diebitsch noch zu Siedlce stehe,
von diesem, ob er selbst zu Nur angekommen sey. Nachdem diese Nach¬
richten eingegangen und nachdem Ostrolenka besetzt war, mußte auch das im
Nucken des Feindes liegende Lomza noch genommen' werden, weil Sacken,
der sich dahin zurückgezogen, mit seinem unbedeutenden Hecreshaufeu wieder
nach Ostrolenka vordringen konnte; und die Generale Giclgud und Dembinski
wurden deshalb mit 12,000 Mann nach Lomza entsendet. Während dessen
zogen sich die Garden, jede vortheilhaste Stellung durch ihre Nachhut ver¬
theidigend, ohne ein einziges Stück Geschütz zu verlieren, langsam zurück.
Erst als sie bereits im Begriff standen, die Narew zu überschreiten und so
gut als in Sicherheit waren, da man über diesen Strom ohne die äußerste
Unklugheit ihnen nicht folgen durfte, begann Skrzynecki zu drängen und setzte
mit fliegender Eile nach, um sagen zu können, er habe die Garden vom
Boden des Königreiches vertrieben. Am 21. erreichte er Tykoczyn an der
äußersten polnisch-lithauischen Grenze, wo die Nachhut der Garden an dem¬
selben Tage ihren Uebergaug über die Narew bewirkt hatte. Am folgenden
Tage wurde im Angesichte des Standbildes, welches hier, in seiner Vaterstadt,