§ 3. Karl der Große. 
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slavischen Serben, die Oestliche Mark (Oestreich) gegen 
die wilden Völker des südöstlichen Europas re. Diese 
Markgrafschaften hatten einen größer» Umfang und die 
Edeln, die er ihnen vorsetzte, also eine größere Macht, 
da sie solcher zur Abwehr feindlicher Angriffe bedurften. 
Sonst aber wollte er keine zu mächtigen Vasallen, weil 
diese leichter zur Empörung neigten. Er schaffte darum 
die Herzogs würde fast ganz ab und theilte das Reich 
in kleinere Bezirke oder Gauen, die er unter Gaugra- 
fen stellte. 
Die Gau- und Markgrafen und sonstige» hohen Va¬ 
sallen regierten in seinem Namen mit voller Macht, 
mußten sich dabei jedoch nach den ihren Untergebenen 
eigenthümlichen Gesetzen und Gewohnheiten richten; denn 
seine verschiedenen Völker sollten bei ihren alten Sitten 
und Rechten bleiben, da wollte er ihnen, sofern dieselben 
nur nicht unchristlich waren, keinen Zwang anthun. Und 
damit seine Stellvertreter nicht willkührlich und unordent¬ 
lich handelten, gab er ihnen besondere Aufseher, die 
Sendboten oder Sendgrafen, die ihre ans mehreren 
Gauen bestehenden Sprengel jährlich viermal bereisen 
mußten, um sich nach der Amtsführung der Erster« zu 
erkundigen und dem Könige von allem genauen Bericht 
zu erstatten. Auf diese Berichte sandte er rasch überallhin 
seine mit dem königliche» Siegel versehene Befehle aus. 
Sein Petschaft war in seinen Cchwertknopf eil gegraben 
und manchmal, wenn er damit eine Verfügung an einen 
halsstarrigen Vasallen gesiegelt hatte, sprach er: „So, hier 
ist mein Befehl und — indem er das Schwert sdüttcltc 
— der, welcher ihm Respect verschaffen soll!" Uebrigens 
genügte ihm die Aufsicht der Sendboten nicht; er reiste 
selbst viel in den Ländern umher, um mit eignen Augen 
nachzusehen, alles Ungleiche, das er vorfand, in Ordnung 
zu bringen und heilsame Einrichtungen an Ort und Stelle 
zu treffen. Karl hatte überhaupt keinen festen Wohnsitz; 
doch hielt er sich am meisten in Aachen und Jngel-
	        
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